Admin 8. August 2012 - 22:34
Alle Informationen für das Wintersemester 12/13 findet Du hier . Die Autonomen Tutorien gehen in die dritte Runde. Für alle, die es noch nicht kennen: ein Autonomes Tutorium ist ein Tutorium von Studierenden für Studierende, abseits des vorgeschriebenen Lehrbetriebs. Behandelt werden können wissenschaftliche Themen aus allen Fachbereichen . Autonome Tutorien bieten die Möglichkeit, wissenschaftlichen Neigungen ungezwungen nachzugehen und diese gemeinsam zu vertiefen . Und zwar ohne die Anleitung durch Dozierende und abseits von Bologna-Zwängen. Hierfür möchten wir einen Freiraum schaffen, in dem sich interessierte Studierende zusammenfinden können, die sonst im anonymen Studienalltag nicht zusammengefunden hätten.
Ein Autonomes Tutorium lebt von der Mitgestaltung und Mitarbeit aller Teilnehmenden. Hierbei sind die „TutorInnen“ keine Dozierenden. Denn es sollte schließlich darum gehen, sich gemeinsam ein wissenschaftliches Thema zu erarbeiten und sich gegenseitig zu bereichern .
Bitte Raum- und Terminänderungen beachten! Letzte Aktualisierung: 24.05.
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FOLGENDE AUTONOME TUTORIEN FINDEN IM SOMMERSEMESTER STATT :
- Vom Fordismus zum Postfordismus – Warum wir heute so leben wie wir leben
- FAQ: Fragen und Antworten zu den Autonomen Tutorien
Die Autonomen Tutorien möchten weiterhin Räume eröffnen, um neben den verdichteten Studienplänen eine andere Art des Studierens zu fördern. Hierzu bieten wir Euch auch in diesem Semester wieder eine reichhaltige Palette an: P hilosophie, Ökonomie, Architektur, Sozialwissenschaften, Politik, Informatik und Pädagogik . Alle Veranstaltungen sind grundsätzlich für Studierende aller Fachbereiche offen. Die Tutorien sind dabei nicht an irgendwelche Lehrveranstaltungen gebunden. Wir hoffen, dass Ihr das Angebot fleißig nutzt, damit dieses Projekt zu einem festen Bestandteil des Studiums an der TU Darmstadt werden kann. Oder vielleicht plant Ihr Euch im kommenden WS selbst für ein Autonomes Tutorium zu bewerben? Alle Vorschläge sind willkommen, insofern sie sich um ein wissenschaftliches Thema drehen. Getragen wird das Projekt von Eurem Allgemeinen Studierendenschuss (AStA). Die Gestaltung der Tutorien hingegen obliegt den Studierenden, die eines anbieten und den Studierenden, die daran teilnehmen. Dabei fungiert der AStA nur als Koordinator und hält sich aus allen inhaltlichen Belangen heraus.
Viel Spaß beim gemeinsamen wissenschaftlichen Grübeln
wünscht Euch Euer AStA!
Grundlagen der Dekonstruktion
Wir möchten uns gerne mit der Dekonstruktion, genauer gesagt mit einigen, zumeist frühen Texten des französischen Philosophen Jacques Derrida auseinandersetzen. Hierzulande ist die Dekonstruktion immer noch so etwas wie das schwarze Schaf der Philosophie, das sich weigert, in den affirmativen philosophischen Normalbetrieb eingegliedert zu werden. Aus unserer Sicht ermöglicht die spezielle Methode oder Haltung der Dekonstruktion eine fundierte Kritik philosophischer Texte und kann so manche gesellschaftliche Gewissheit aus den Angeln heben. Vor allem die späten, politischen Texte Derridas werden in Deutschland gelesen, vielfach mit Interesse rezipiert aber oft auch missverstanden und abgelehnt. Für ein besseres Verständnis möchten wir zu den Grundlagen zurückgehen und uns einige kürzere, vor allem sprachphilosophische Texte erschließen. Im späteren Teil des Tutoriums wollen wir dann mit diesem Vorwissen neuere dekonstruktive Texte lesen und uns beispielsweise mit einer kritischen Dekonstruktion des Zusammenhangs von Recht und Gerechtigkeit in westlichen Gesellschaften beschäftigen. Donnerstags, 16:15–18 Uhr im Offenen Raum (AStA) S1/03/59.
Erster Termin: 26. 4.
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Kreative politische Kritik – Narration, Utopie und Humor
Im Zentrum unseres Tutoriums steht weniger die Frage, was Kritik ist, als, welche Formen sie annehmen kann. Um politische und gesellschaftliche Verhältnisse zu kritisieren, muss man nicht unbedingt einen Artikel in einem wissenschaftlichen Journal publizieren. Stattdessen gibt es Wege, Kritik zu verpacken, die kreativer und für das breite Publikum leichter nachzuvollziehen sind. Anhand von Geschichten, Theaterstücken, Kunstwerken oder Witzen transportiert, muss der Kern der Kritik jedoch erst durch Interpretation offen gelegt werden. In unserem Tutorium wollen wir diesen zweiten Blick auf verschiedene Texte richten: Wie wird Kritik in Form von Geschichten erzählt (Narration)? Worin liegt das kritische Potenzial der Entwicklung idealer Gesellschaften (Utopie)? Inwiefern können Witze und Parodien Kritik üben (Humor)? Diese drei Fragen strukturieren gleichzeitig die Textauswahl. Wir lesen Texte von Hannah Arendt, Richard Rorty, Thomas Morus, James Tully u.v.m. und wollen diskutieren, wann sich diese alternativen Formen der Kritik besonders eignen, was Vor- und Nachteile sind und ob heute neue Formen der kreativen Kritik denkbar sind. Montags, 16:15–17:55 Uhr im Offenen Raum (AStA) S1/03/59.
Erster Termin: 23. 4.
Bei Interesse oder abweichenden Terminwünschen meldet Euch bitte per Email.
Politische Perspektiven auf den israelisch-palästinensischen Konflikt
Der israelisch-palästinische Konflikt gilt als einer der heftigsten und kompliziertesten Konflikte der heutigen Welt. Darüber hinaus ist er ein Kontinuum seit der Begründung Israels bzw. nach Rückzug des britischen Mandats in Palästina im Mai 1948. Dieser Konflikt hat sich sehr schnell und in einer negativen Art und Weise auf unterschiedlichen Ebenen ausgebreitet. Ein Ziel dieses Tutoriums ist es, darüber zu reflektieren, wie sich dieser Konflikt seit dem Krieg zwischen Palästina und Israel im Jahre 1948, Suezkrieg 1956, Sechstagekrieg im Jahr 1967, bis zur zweiten Intifada 2000 bis heutzutage entwickelt hat. Auf der anderen Seite wird das Tutorium einen Überblick auf den politischen Konflikt von seinem Anfang bis heute schaffen, sowie das Begriffsvermögen verstärken, um den Konflikt von historisch-politischen Perspektiven verstehen zu können.
UN sowie die internationale Gemeinschaft haben von Anfang an versucht, den Konflikt zu entschärfen und es hat viele Initiativen und Lösungen gegeben um ihn zu beenden, wie beispielsweise die UN-Resolutionen Nr. 338, 242 und 181. Die letzte Initiative kam von den Arabern selbst; „The Arab peace initiative“. Am 13. 09. 1993, nach dem der Konflikt 45 Jahre gedauert hatte, haben Israel und die PLO, als Vertreter der Palästinenser, zum ersten Mal ein Abkommen im Rahmen des „Osloer Friedensprozesses“ geschlossen. Dieses Abkommen wird als die wichtigste Phase des Konflikts bezeichnet, da zum ersten Mal Israelis und Palästinenser amtlich zusammen an einem Tisch gesessen haben. Ein weiteres Ziel dieses Tutoriums ist folglich die Einsichtnahme auf die friedlichen Initiativen und die Lösungen des Konflikts, um diesen Konflikt in unserer Zeit besser zu begreifen und bewerten zu können. Montags, 14:25–16:05 Uhr im Offenen Raum (AStA) S1/03/59.
Erster Termin: 23. 4. (zweite Sitzung am 30.4. fällt aus, danach geht es normal weiter)
Ethik in der Wirtschaft
So gut wie jeder kann aus dem Stand ein Unternehmen nennen, das mit einer eigenen Unternehmensethik wirbt. Aber wie viel hat Unternehmensethik noch mit Ethik zu tun? Handelt es sich hier nicht vielmehr um ein Instrument der Betriebswirtschaftslehre? Und findet nicht womöglich eine Selbstbeweihräucherung der KonsumentInnen statt? Wer ist in der Verantwortung, wenn es um moralisches Handeln in der Wirtschaft geht? Die Wirtschaft selbst? Der Staat? Oder doch das Individuum? Die Theorie ist sehr zwiespältig, wenn es um den Gegenstand Wirtschaftsethik geht. Was soll Wirtschaftsethik überhaupt sein? Um der Komplexität Rechnung zu tragen, wird im Tutorium nach dem Vorbild von Michael Aßländer auf eine explizite Unterscheidung zwischen wirtschafts- und unternehmensethischen Betrachtungsweisen verzichtet werden. Vielmehr werden wir das Themenfeld der Wirtschafts- und Unternehmensethik nach seiner Möglichkeit aufarbeiten tatsächlich als Korrektiv im Ökonomieversagen fungieren zu können. Anhand von konkreten Fallbeispielen, wie einzelnen Ansätzen, Instrumenten der Wirtschafts- und Unternehmensethik und Konzepten über die Unternehmensverantwortung wollen wir gemeinsam über die Möglichkeit von Ethik in der Wirtschaft auf allen Ebenen diskutieren. Dienstags, 16:15 Uhr im Offenen Raum (AStA) S1/03/59.
Erster Termin: 24. 4.
Einführung in die Wertkritik
Spätestens seit dem Zusammenbruch des östlichen Staatskapitalismus alias „Realsozialismus“ ist weitgehend jede Idee eines kommunistischen Projekts gesellschaftlich diskreditiert. Gleichwohl ist auch die Linke weitgehend paralysiert, ist sie doch in großen Teilen, mit einem Gestus bedingungsloser Kapitulation, im „marktwirtschaftlichen Realismus“ angekommen, oder versteift sich auf Parolen oder Konzepte, deren historische Obsoletheit unmittelbar ins Auge sticht. Seien es Mindestlöhne, Staatsinterventionen, oder Schließung der „Zockerbuden“: So verständlich manch immanenter Interessenkampf auch ist, so haben solche Parolen nichts mit Kapitalismuskritik zu tun. Gerade eine einseitige „Kritik“ der Finanzsphäre kann bestenfalls als regressive Kapitalismuskritik bezeichnet werden, welche die Tendenz zu antisemitischen Verschwörungstheorien aufweist und daher radikal abzulehnen ist.
Verkürzte Kapitalismuskritiken sind gang und gäbe, wie es zuletzt die Occupy-Bewegung gezeigt hat. Dabei ist eine radikale Kritik notwendiger denn je. Wird Kritik „praktisch“ zeigt sie oft, dass sie keine war: ist doch das Verlangen nach Umverteilung, Regulierung und „Arbeitsplätzeschaffen“ doch der Beweis, dass es gar nicht um eine Kritik der kapitalistischen Produktionsweise und ihren destruktiven Verrücktheiten (aus einem Euro zwei machen, Produktion um der Produktion willen, Selbstzweck der Arbeit, geplante Obsoleszenz usw.) ging.
Eine theoretische Neuorientierung und kritische Aufarbeitung der Geschichte der Linken und eine damit einhergehende Entwicklung einer radikalen Kapitalismuskritik auf der Höhe unsere Zeit versuchte die seit Ende der 80iger Jahren entstandene Wertkritik. Ziel dieses Tutoriums soll sein sich Grundlagen derselben leserisch anzueignen. Lesegrundlage ist: „Die Abenteuer der Ware" von Anselm Jappe. Dienstags, 18–19:45 Uhr in S1/03/126.
Erste Sitzung: 24. 4.
Die Sitzung am 1. Mai (Feiertag) wird auf Mittwoch, 2. Mai 18 Uhr ins 603 verlegt (danach wieder dienstags in S1/03/126 )
Webdesign mit XHTML und CSS / Webprogrammierung mit PHP und MySQL
Das Tutorium richtet sich gleichermaßen an Einsteiger_innen und Fortgeschrittene, die sich mit der aktiven Gestaltung des Internets facettenreich beschäftigen möchten. Einsteiger_innen lernen die Bedienoberfläche von einfachen Internetauftritten zu erstellen, ansprechende und mit dem Inhalt harmonierende Designs zu entwerfen und in Maschinensprache zu übersetzen. Nützlich sind eine künstlerische Ader und die Bereitschaft, sich eine überschaubare Anzahl von Befehlen zu merken und ihr Zusammenspiel zu üben. Gewöhnliche Computernutzung reicht als Vorkenntnis aus.
Fortgeschrittene lernen die tiefere Funktion von Webdiensten kennen. Sie werden in die Syntax und Befehlswelt der Sprache PHP eingeführt und entwerfen Algorithmen. Sie erlernen darüber die Sprache MySQL, um Daten abzufragen, zu speichern und zu verändern. Im Verlauf des Tutoriums lösen sie sich schrittweise von detaillierten Aufgabenstellungen und finden sich in Projektgruppen mit anderen Teilnehmer_innen zusammen. Dort führen sie mit Einsteiger_innen arbeitsteilig eigene Ideen vom Konzept bis zur realen Umsetzung. Als fortgeschritten gelten alle Teilnehmer_innen, die valide XHTML-Dokumente mit CSS selbstständig schreiben können. Die Einstufung erfolgt eigenverantwortlich und Wechsel sind fließend möglich.
Jede/r Teilnehmer/in bringt den eigenen Laptop in die Veranstaltung mit, um in gewohnter Umgebung und nahtlos von Woche zu Woche voranzuschreiten sowie bei Terminproblemen von zu Hause aus Aufgaben zu lösen. Smartphones mit WLAN-Funktion sind ergänzend nützlich, um die erstellten Internetauftritte auch auf den mobilen Einsatz hin zu optimieren und zu testen. Dienstags, 18–19:30 Uhr
Erster Termin am 24. 4. (nicht der 23.4.!) in S1/03/110
Folgende Termine in S1/03/125Kontakt:
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Schwarmintelligenzen am Beispiel einer Ameisenkolonie
In diesem Tutorium werden wir uns mit einem aktuellen Forschungsfeld der Künstlichen Intelligenz (kurz: KI), der Schwarmintelligenz, beschäftigen. Dieses Arbeitsgebiet der KI versucht, komplexe vernetzte Softwareagentensysteme nach dem Vorbild staatenbildender Insekten wie Ameisen, Bienen und Termiten zu modellieren.
Das Ziel des Tutoriums ist die praktische Vermittlung von Schwarmintelligenzen, wobei die wesentlichen Schwerpunkte in der Planung und Entwicklung einer Ameisenkolonie liegen. Alle Teilnehmenden erhalten die Aufgabe, eine eigene Ameisenkolonie zu schaffen, welche alle Funktionen einer realen Ameisenkolonie erfüllt. Dazu gehören im Wesentlichen Nahrung suchen, Nahrung sammeln und Nahrung transportieren. Als besonderen Zusatz sollen die Eigenschaften „Gegner suchen“, „Gegner attackieren“, „Gegner vernichten“ und „Schutz der eigenen Kolonie“ implementiert werden. Letztendlich sollen am Semesterende alle erstellten Bots (also Ameisenkolonien, die ohne Benutzerinteraktionen agieren) in einem großen Turnier, dessen Größe allerdings von der TeilnehmerInnenzahl abhängt, gegeneinander kämpfen. Die gegebenen Regeln für das Spiel oder den Gruppenaufbau sind dabei sehr flexibel. Beispielsweise können die Teilnehmenden festlegen, wie viele Ameisenhügel pro Bot zur Verfügung stehen sollen, wie die Nahrung organisiert wird, wie Kämpfe ausgetragen werden oder wie die Reproduktion vonstattengeht.
Um diese Festlegungen zu treffen, werden wir uns in den ersten Treffen einige Ameisenkolonien ansehen und analysieren. Anschließend kann jeder und jede eigene Ideen und Anregungen mit einbringen. Das Turnier wird der Bot gewinnen, welcher sich am besten an verschiedene Karten, sprich Umgebungen, anpassen kann und mit einer guten Kampfstrategie alle anderen Staaten besiegen kann. Der Bot kann, falls der Wunsch besteht, in Gruppenarbeit erstellt werden. Donnerstags, 14:25–16:05 Uhr im 603qm
Erster Termin: 26. 4.
Symbolische Gewalt – die Sozialtheorie Pierre Bourdieus
Im Tutorium wollen wir uns gemeinsam Prozessen symbolischer Gewalt und Kämpfen um symbolische Herrschaft widmen. In den Arbeiten Pierre Bourdieus hat diese Thematik eine zentrale Bedeutung. Kennzeichnend für symbolische Gewalt ist hierbei, dass sie auf einer Ebene des Selbstverständlichen und Alltäglichen operiert und zur Bejahung, Verinnerlichung und Verschleierung von gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen führt. Zu den Charakteristika symbolischer Gewalt gehört, dass ihr Repressionsgehalt weder unmittelbar bewusst wird noch offen zutage tritt. Sie ist eine sanfte Gewalt, die ihren herrschaftsstabilisierenden Effekt in erster Linie dadurch erlangt, dass sie qua Sozialisation das Körperliche durchzieht. Dabei wird symbolische Gewalt vor allem über Kultur, Sinnbezüge, Weltansichten sowie selbstverständliche Denkweisen vermittelt und durch Gesten, Rituale und Verhaltensweisen ausgeübt. Ziel wird es sein, gemeinsam die Rolle symbolischer Gewalt bei Pierre Bourdieu zu thematisieren und Prozesse der Verschleierung, Kaschierung sowie Naturalisierung von Machtverhältnissen zu diskutieren. Neben einem theoretischen Verständnis sollen auch die ethnologischen und empirischen Arbeiten Bourdieus in den Blick genommen werden. Das Tutorium richtet sich an interessierte StudentInnen aller Fachbereiche. Auch wer keine oder nur geringe Kenntnisse über die Arbeiten Pierre Bourdieus besitzt, ist herzlich eingeladen, am Tutorium mitzuwirken. Dienstags, 18–19:30 Uhr in S1/02/330
Erster Termin: 24. 4.
Die Sitzung am 1. Mai (Feiertag) entfällt
Kontakt:
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Elias, Freud und die Affekte
Das Tutorium hegt den Anspruch, die zentrale Frage, wie sich die Affektkontrolle in stark arbeitsteiligen Gesellschaften auf das Individuum und dessen Verhaltensweisen auswirkt, zu diskutieren. Dabei werden wir uns vor allem an den Schriften von Norbert Elias („Über den Prozess der Zivilisation“) und Sigmund Freud („Das Unbehagen in der Kultur“) orientieren, um diese miteinander in Beziehung zu setzen. Anlehnend an Elias und seine soziologische Analyse, sollen sowohl das innere als auch das äußere Spannungsfeld des zivilisierten Menschen kritisch beleuchtet werden. Fragen, die sich hier aufwerfen sind: • In welchem Verhältnis steht die Psychoanalyse zur Soziologie? Wo lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Theoriekonzeptionen von Norbert Elias und Sigmund Freud feststellen?• Wie lässt sich der vermeintliche „Zivilisationsbruch“ in den totalitären Systemen des Zwanzigsten Jahrhunderts mit Elias und Freud erklären bzw. lässt es sich in deren Theorien überhaupt einbetten? • Hat eine Regulierung der Affekte, Gefühle und Emotionen Auswirkungen auf unser moralisches Empfinden und Handeln?Es liegt nahe, hierfür auch andere Autoren heranzuziehen. Vorschläge hierfür sind: Hannah Arendt („Über das Böse“), Theodor W. Adorno („Dialektik der Aufklärung“), Agnes Heller („Theorie der Gefühle“), Eva-Maria Engelen („Erkenntnis und Liebe. Zur fundierenden Rolle des Gefühls bei den Leistungen der Vernunft“), Alain Ehrenberg („Das Unbehagen in der Gesellschaft“), Rahel Jaeggi („Entfremdung. Zur Aktualität eines sozialphilosophischen Problems“) und C.G. Jung („Wandlungen und Symbole der Libido“).Für weitere Vorschläge sind wir gern offen, denn wir verstehen dieses Tutorium als einen offenen Rahmen zur Erarbeitung und Diskussion rund um den genannten Themenkomplex. Mittwochs, 18:05–19:45 Uhr im 603qm
Erster Termin: 25. 4.
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Der Begriff der Arbeit und die Arbeit des Begriffs. Eine Einführung in die Philosophie
Was tun wir, wenn wir arbeiten? Auf den ersten Blick scheint das eine triviale Frage zu sein, die keiner philosophischen Erörterung bedarf, weil jeder von uns darauf eine Antwort weiß: „Arbeit“ ist ein Tun, wofür man Lohn erhält. Aber schon diese sehr eingrenzende und naheliegende Bestimmung von „Arbeit“ macht uns nicht ganz glücklich, weil wir nicht geneigt sind, ausnahmslos jedes Tun, bei dem Geld im Spiel ist, als „Arbeit“ anzuerkennen: Der Handel mit Aktien zum Beispiel hat gerade keinen guten Ruf und wir sind nicht unbedingt gewillt, das „Arbeit“ zu nennen. Dagegen bezeichnen wir andere Tätigkeiten als „Arbeit“, für die wir keinen geldwerten Gegenwert bekommen, zum Beispiel das ehrenamtliche Engagement, die Hausarbeit und nicht zuletzt die wochenlange Vorbereitung auf eine Prüfung. Es sieht also so aus, als ob wir zwar e t w a s machen, wenn wir arbeiten, aber dieses Etwas ganz verschieden sein kann und unterschiedlichen Zwecken dient. Worum es sich bei „Arbeit“ handelt, wird also fragwürdig, sobald wir anfangen, darüber nachzudenken. Das ist umso verblüffender, da doch jeder von uns irgendwie arbeitet und „Arbeit“ etwas völlig Selbstverständliches ist. Also sind die hier skizzierten Probleme nur Problem des Denkens?Im Lesekreis möchte ich genau dies aufgreifen: Wenn die Verwirrung um „die Arbeit“ nicht durch das Nachdenken verursacht ist, dann muss sie ein Problem unserer Praxis selbst sein und wir sollten herausfinden, was genau dieses Problem ist, worin es seine Ursache hat und warum der Alltag trotzdem irgendwie funktioniert. Wir würden so anhand des konkreten Gegenstandes „Arbeit“ lernen, was philosophieren heißt: Wenn wir danach fragen, was wir tun, wenn wir arbeiten, dann fragen wir gleichsam, was das eigentlich ist, was wir da „Arbeit“ nennen, als auch, was das für unsere gemeinsame Lebensweise bedeutet. Philosophie wäre damit die angemessene Art und Weise, unseren Alltag zu verstehen. Terminänderung: Dienstags , 18–19:30 Uhr in S1/02/344 (Raumänderung)
Erster Termin: 23. 4.
Kritik des Anti-Amerikanismus – theoretische Fragmente
„So ficht das antiamerikanische Ressentiment die Vereinigten Staaten nicht in erster Linie dafür an, was sie tun, sondern dafür, was sie sind.“ (Dan Diner)
Der Hass auf Liberalismus, Moderne und Kosmopolitismus ist grundlegend nicht nur für den modernen Antisemitismus, sondern auch für den Antiamerikanismus. Letzterer wurde bisher theoretisch analysiert und beschrieben als antimodernes und anti-aufklärerisches Ressentiment – als Weigerung, 'Abschied' zu nehmen von der Vorstellung 'verwurzelter' Kollektive. Während einige historische Analysen der Ideologie des Anti-Amerikanismus vorliegen, sind theoretische 'Erklärungsversuche' bisher jedoch eher skizzenhaft geblieben. In diesem Sinne soll das Tutorium auch und vor allem einen Versuch darstellen, weitergehende theoretische Analysen vorzunehmen.
Nach einer einführenden Sitzung werden wir uns mit der Komplementarität von Antiamerikanismus und der sogenannten „Obamamania“ beschäftigen, um bestimmte Elemente des Anti-Amerikanismus beispielhaft zu kritisieren. Moishe Postones Thesen zum modernen Antisemitismus sollen uns dann einerseits dazu dienen, Parallelen zwischen Antisemitismus und Anti-Amerikanismus herauszuarbeiten; andererseits können sie möglicherweise bereits Anknüpfungspunkte liefern für Überlegungen darüber, wie bisherige theoretische Arbeiten zum modernen Anti-Amerikanismus sinnvollerweise erweitert, ergänzt und vertieft werden könnten. Dabei können folgende Fragen eine Rolle spielen:
Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen 'neuem' und 'klassischem' Antiamerikanismus; und welche Unterschiede? Gibt es einen spezifisch 'linken', einen spezifisch europäischen oder spezifisch deutschen Antiamerikanismus, und wodurch zeichnen diese sich jeweils aus?
Den 'Seminarplan' sowie Literatur- und Terminfragen werden wir in der ersten Sitzung besprechen. Mittwochs 16:15–17:55 Uhr im Offenen Raum (AStA) S1/03/59.
Erster Termin: 25. 4.
Zum Verhältnis von Bildung und Herrschaft bei Heinz-Joachim Heydorn und Gernot Koneffke
Die „Darmstädter Pädagogik“ versteht sich explizit als eine kritische Pädagogik. Damit steht sie in einer Tradition, deren maßgeblicher Einfluss von Heinz-Joachim Heydorn und Gernot Koneffke ausging. Ihre Bemühungen zur Ausarbeitung eines neuen Bildungsbegriffs, der sich sowohl kritisch mit der „einfachen“ Aktualisierung der humanistischen Bildung auseinandersetzt, als auch gegen deren Vereinnahmung/Ersetzung durch Qualifikation/Kompetenz richtet, nimmt gerade den Widerspruch von Bildung und Herrschaft zu ihrem Ausgangspunkt. Bildungsinstitutionen, eingebunden in gesellschaftliche Verhältnisse machen eine umfangreiche Analyse der Gegenwart und der Geschichte notwendig. Der gesamtgesellschaftliche Blick verbindet Pädagogik, Philosophie und Geschichte, was sowohl die Schwierigkeiten, als auch den Reiz ihrer Schriften ausmacht. In dem Tutorium soll zunächst versucht werden hauptsächlich durch deren Schriften sich in ihr Denken und auf ihre Sprache einzulassen und ihre Vorstellungen von zentralen Begriffen wie Mündigkeit, Erziehung, Bildung, Geschichte, Kritik, Dialektik herauszuarbeiten. Im zweiten Teil soll nach der Aktualität einer kritischen Bildungstheorie unter neoliberalen Bedingungen gefragt werden. Dazu werden Texte gelesen, die sich mit Heydorn über Heydorn hinaus bewegen und Anregungen über die Möglichkeiten von Kritik und Emanzipation geben.
Wer sich für das Tutorium interessiert, jedoch aus Zeitgründen verhindert ist, kann uns per e-mail benachrichtigen. Eventuell besteht die Möglichkeit, einen anderen Termin zu finden. Donnerstags, 14:25–16:05 Uhr im Offenen Raum (AStA) S1/03/59.
Erster Termin: 26. 4.
Von der Finanzkrise zur Staatskrise?
Der Staat ist gefordert, aber was kann er noch leisten? Schützt er den Wohlstand der westlichen Bevölkerungen und das Funktionieren der globalen Wirtschaft oder versucht er mit dem Mut der Verzweiflung (die sich besonders in der apodiktischen Unterwerfung unter den s.g. Sachzwang zeigt) einen längst unhaltbaren Zustand zu konservieren?
In der aktuellen Krise taucht der Staat in drei großen Rollen, die ihm auch von der traditionellen Staatstheorie zugewiesen werden, auf: als notwendiger Ordnungsrahmen, in dem die kapitalistische Wirtschaft funktionieren kann (Rechtssicherheit, politische Stabilität, institutionelle Ordnung), als Garant der inneren und äußeren Sicherheit und des Wohlstandes der Bevölkerung (sozialer Friede, Schutz des Eigentums, Vertretung der nationalen Interessen im internationalen Kontext) und als notwendiges Korrektiv, welches die Dysfunktionalitäten der kapitalistischen Ökonomien ausgleicht, öffentliche Güter bereitstellt und die Bevölkerung vor der gnadenlosen Logik des Marktes schützen soll (Verteilungsgerechtigkeit, soziale Sicherheit, Bildung, Infrastruktur, gezielte Interventionen in die Ökonomie).
Diese drei Rollen finden sich auch in der normativen Staatstheorie immer wieder und sie stehen für drei wohlbekannte Staatstypen: der liberale Staat, der konservative Staat, der sozialdemokratische Staat.
Im Tutorium sollen die Funktion des Staates sowie seine Beziehungen zu anderen gesellschaftlichen Sphären, anhand der Lektüre klassischer, normativer staatstheoretischer Texte (z.B. Platon, Hobbes, Locke, Hegel) herausgearbeitet werden und in einem zweiten Schritt empirischen Analysen (z.B. Marx, Althusser, Arendt, Foucault) zur Rolle und Tätigkeit der modernen Staaten in modernen Gesellschaften gegenübergestellt werden. Ziel ist es zu einem besseren Verständnis zu gelangen, was ein Staat ist, sein kann und sein sollte. Mittwochs, 18:00 Uhr im 603qm
Erster Termin: 25. 4.
Ansichten der architekturtheoretischen Rezeption der Philosophie Martin Heideggers
Der Vortrag des Philosophen Martin Heidegger, mit dem Titel „Bauen Wohnen Denken“ von 1951 hat viele Spuren im Architekturdiskurs der letzten Jahrzehnte hinterlassen, interessanterweise sehr unterschiedliche Spuren. Die einen sehen in Heidegger den Philosophen der Heimat, des Ortes und der festen existenziellen Verankerung. Die anderen sehen in seiner Philosophie gerade die Grundlosigkeit des menschlichen Daseins betont und erkennen Heideggers Aktualität für die Architektur nicht im Begriff des Ortes, sondern im Begriff des Ereignisses.
In Tutorium sollen diese unterschiedlichen Rezeptionen von Heidegger an einigen Positionen der internationalen Diskussion untersucht werden. Das Konzept des Tutoriums beläuft sich auf einen Lesekreis im Rahmen einer anregenden Diskussionsrunde. Bei diesem Tutorium steht das interdisziplinäre Studieren sowie der geistige Austausch von StudentInnen der unterschiedlichen Fachbereiche im Vordergrund. Hier geht es um das Lernen von- und miteinander. Dienstags, 16:15–17:55 Uhr in L3/01/30 (Lichtwiese)
Erster Termin: 24. 4.
Architektur: Auf Spurensuche in Darmstadt
Darmstadt ist eine Fundgrube für Architekten, da in über 200 Jahren diverse Schätze erbaut wurden. Eine große Anzahl von renommierten Architekten hinterließen in Darmstadt Bauten, von denen heute eine Vielzahl unter Denkmalschutz stehen. Die Mathildenhöhe oder die »Darmstädter Meisterbauten« sind vielen ein Begriff, aber darüber hinaus gibt es noch andere Bauten, die Geschichte geschrieben haben: St. Ludwigskirche, Mollerbau, Waldspirale, um weitere zu nennen.
Fragen, die in dem Tutorium geklärt werden können, sind unter anderem: Warum hatte man das Bedürfnis, diese Art der Architektur zu erbauen, was war der Zeitgeist? Wie wandelt sich der Geist? Gibt es Bezüge, Vor- und Nachbilder? Welche Zusammenhänge gibt es? Warum ist Darmstadt ein Ballungszentrum für renommierte Architektenbauten?
In dem Tutorium würden wir gemeinsam auf Spurensuche gehen und die architektonischen Schätze Darmstadts aufsuchen. Denn Architektur lässt sich am besten vor Ort erklären. Dort kann dann an Ort und Stelle diskutiert werden.
Das Tutorium richtet sich an Studierende aller Fachbereiche und die Gestaltung des Tutoriums ist offen für Vorschläge. Bitte eigenen Laptop mitbringen für Recherchearbeiten. Freitags, 13.30 in L3|01 im Pabst-Saal
Erster Termin: 27. 4.
G.W.F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts
Betrachtet man ›Recht‹ als eine selbstgenügsame ›Sphäre‹ unter anderen, dann kann es plausibel scheinen, den Begriff des ›Rechts‹ auf ›positives Recht‹ einzuschränken. Eine solche theoretische Restriktion hat jedoch Folgen ganz praktischer Art: Sie etabliert gegeneinander abgegrenzte Gegenstandsbereiche und legt damit vorweg fest, welche Fragen unter welchem Register (dem so verstandenen ›Recht‹, der ›Politik‹, der ›Moral‹) überhaupt sinnvoll zu stellen und zu verhandeln sind. Mit Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts lässt sich, so vermuten wir, diese Trennung von Gegenstandsbereichen als eine problematische Verkürzung thematisieren: Wenn sich zeigen lässt, dass (und inwiefern) wir auf einen gehaltvolleren Begriff des Rechts nicht verzichten können, wenn nur irgendwie die Form unserer geteilten Praxis thematisch werden können soll, dann zeigt dies zugleich, dass jede Auseinandersetzung um ›positives Recht‹ selbst an andere Auseinandersetzungen um die Form unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zurückverwiesen ist.
In unserem Tutorium möchten wir versuchen, dieser Vermutung durch genaue Lektüre und eingehende Diskussion von Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts nachzugehen. Terminänderung: Donnerstags , 18–19:30 Uhr S3/16/01 (Wallhaus am Schloss, Eingang neben der Schlossbrücke zum Karolinenplatz)
Erster Termin: 24. April
Nationalismus und Humanismus – Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft
Das Tutorium möchte sich mit der Frage auseinandersetzen, in welcher Weise - historisch gesehen - Nationalismus mit Humanismus zusammenhängt. Diese Frage weist notwendig auf den historischen Ursprung der bürgerlichen Gesellschaft, insbesondere auf die Epoche, die üblicherweise als "Aufklärung" bezeichnet wird. Es ist für diese Epoche kennzeichnend, dass die Idee der Freiheit und Individualität gleichbedeutend mit der Idee eines rechtlich verfassten Nationalstaates gewesen ist. Warum ist diese "ursprüngliche" Einheit im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts auseinandergebrochen? Der Nationalismus wurde zunehmend antihumanistisch, d.h. rassistisch und/oder antisemitisch artikuliert. Dieser fundamentalen Krise der bürgerlichen Gesellschaft soll auf den Grund gegangen werden, indem Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus als illusionäre und verzerrte Formen gesellschaftlicher (Selbst-)Erkenntnis kritisiert und entlarvt werden. Das humanistisch-ethische Erbe der Aufklärung soll also explizit verteidigt werden.
Alle, die sich für eine allgemeine, grundlegende Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft interessieren, um in der heutigen weltpolitischen Lage Orientierung zu finden, sind eingeladen sich zu beteiligen! Vorkenntnisse sind wie immer erwünscht, aber keineswegs Voraussetzung zur Teilnahme. Die Auswahl der Texte, die gelesen werden, ist nicht vorherbestimmt und bleibt der allgemeinen Entscheidung der TeilnehmerInnen überlassen. Natürlich werde ich jedoch Textvorschläge haben, damit ein roter Faden entstehen kann. Alla, bis bald! Mittwochs, 18:05–19:45Uhr im 603qm
Erster Termin: 25. 4.
Massendemokratien und Demokratiebewegungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts - ENTFÄLLT !
Das Tutorium entfällt. ^ Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Kritik heute
Das große Zeitalter als auch die Attraktivität der Kritik scheint heute in den Zeiten von Globalisierung und Ökonomisierung vorbei und nicht mehr gefragt zu sein. Dennoch lassen sich keine Entwicklungen in jeglichen Systemen ohne Kritik ermöglichen. Welche Formen von Kritik es gibt, wie sie in gesellschaftliche Zusammenhänge eingebettet sind und welche Funktion sie darin haben, soll in diesem Tutorium nachgegangen werden. Hier soll vor allem Adornos Gesellschaftskritik behandelt werden. Zudem soll nach aktuellen Möglichkeiten und Handlungsspielräumen auf verschiedenen institutionellen Ebenen gesucht werden, in denen bestimmte Kritikformen, die auch die bestehenden Verhältnisse infrage stellen und nach Alternativen suchen. So gewinnt Kritik eine politische Dimension und fordert die Menschen dazu auf, über aktuelle Verhältnisse nachzudenken und sich die Frage zu stellen, inwieweit diese den Vorstellungen eines gemeinsamen Zusammenlebens genügen oder aber reformbedürftig sind.
Ein Literaturvorschlag ist bereits ausgearbeitet, dieser soll jedoch gemeinsam im ersten Treffen besprochen und ggf. geändert werden. Montags, 16:15 Uhr in S1/13/11a (Fachschaftsraum Pädagogik)
Erster Termin: 23. April
Gewalt – das Andere der Moderne
Was Politik seit Menschengedenken umtreibt und ihr mit ihrem jüngsten Produkt – dem modernen demokratischen Nationalstaat – auch weitestgehend zu gelingen scheint, ist das Bestreben, den Fluch der Gewalt von den Menschen zu nehmen. Unfähig etwas anderes als neue Gewalt zu gebären, ist Gewalt doch oft das Einzige, das Gewalt beenden kann. Nur als solche, als Gegengewalt, ist sie zu rechtfertigen und wird gleichsam zum Mittel der Politik, welche so die Gewalt in die institutionellen Strukturen der Gesellschaft einschreibt, worauf sich wieder Kräfte sammeln, die ihrerseits die Anwendung von Gewalt als Gegengewalt für sich in Anspruch nehmen. So ist nicht nur die Anwendung von Gewalt, sondern auch die Reden über Gewalt Mittel der Politik. Und die Gewalt selbst? Sie scheint eigentlich stumm, da sie sich zwischen jenen ereignet, die sich nichts mehr zu sagen haben. Vielleicht aber ist sie auch letzter Verständigungsversuch jener, auf deren Einverständnis niemand wartet und es gehört zur Strategie der Gegenseite, diesen den Verständigungswillen abzusprechen. Gibt es überhaupt Gewalt um der Gewalt willen? Ist Gewalt politisch? Wie wird über Gewalt gesprochen? Diesen Fragen möchte das Tutorium nachgehen. Wir lesen dafür klassische und zeitgenössische Texte der politischen Theorie, Soziologie und Philosophie, welche sich dem Thema Gewalt zu nähern versuchen. Das Tutorium unterstellt, dass in den einschlägigen Seminaren zu diesem Thema allzu schnell Gewalt in ihrer Problemhaftigkeit als Ausnahme, als Versagen Erwähnung findet, um als Erklärungs- und Deutungsmuster für anderes zu dienen, nicht aber als Phänomen, welches es näher zu beleuchten gilt. Dem möchte es Rechnung tragen. Terminänderung: 18 Uhr in S3/13/63
Vom Fordismus zum Postfordismus – Warum wir heute so leben wie wir leben
Der Fokus des Tutoriums liegt auf der Organisation der Arbeit und dem daraus resultierenden gesellschaftlichen Leben. Aus diesem Zusammenhang möchten wir dann das jeweilige Bildungsverständnis ableiten. Denn jedes Bildungsverständnis ist ein Kind seiner Zeit, doch lassen sich auch Spuren der Geschichte darin wiederfinden.
In der Antike bis zum Untergang des feudalen Ständesystems war Bildung ein Privileg der herrschenden Klassen, da sie das Monopol über die Arbeit der Massen besaßen. Eine Bedingung der Bildung scheint demnach in der Organisation der Arbeit zu Grunde zu liegen. Gleichzeitig scheint aber auch Bildung die Bedingung der Arbeit zu sein. Die in der Wissenschaft erlangten Erkenntnisse treten in Gestalt von Technik in der Wirklichkeit zutage, diese Maschinen und Geräte bestimmen maßgeblich, wie wir heute arbeiten und das wiederum was und wie wir heute lernen. Einen weiteren Fixstern wird die Zeit der Aufklärung darstellen, in der Bildung institutionalisiert wurde. Die Verstrickung der Wirtschaft und der Bildung verändern das Bildungsverständnis maßgeblich. Mit dem Ausgang des 16. Jahrhunderts entstanden die neuzeitlichen Wissenschaften. Die Naturwissenschaften und die Geisteswissenschaft, die im Ursprung miteinander verbunden waren, kristallisieren sich mehr und mehr als eigenständige Wissenschaftssysteme heraus. Spuren und Überbleibsel dieser Zeit lassen sich auch heute noch finden. Manche Ideen und Gedanken scheinen allerdings einzustauben, zu Unrecht. Die Arbeitswelt befindet sich ständig im Wandel. „Alles fließt“ um es mit Heraklits Gedanken auszudrücken, mal langsamer und mal schneller. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts scheint der Fluss zu einem unbändigen Gewässer angeschwollen zu sein. Die Anforderung der Arbeitswelt wächst und ändert sich ständig. Diese spektakulären Veränderungen beeinflussen auch den Bildungsbegriff in seiner Zusammensetzung und Reichweite!
Der Schwerpunkt liegt auf dem Übergang vom Fordismus zum Postfordismus. Wie arbeiten wir? Was und wie lernen wir? Welche Überbleibsel von der Idee der Bildung haben Bestand? Welche nicht? Das sind Fragen, denen wir mit euch nachgehen möchten. Mittwochs, 18–19:30 Uhr in S1/13/11a (Fachschaftsraum Pädagogik)
Erster Termin: 25. 4.
FAQ: Fragen und Antworten
F: Wann beginnen die Autonomen Tutorien?
A: Die Tutorien beginnen in der Woche ab dem 23. April und finden i.d.R. wöchentlich statt. Termin- und Raumänderungen werden auf der Website bekannt gegeben. F: Wie lange läuft so ein Tutorium?
A: Die Tutorien laufen die gesamte Vorlesungszeit hindurch und finden meist wöchentlich statt. Einige machen auch in den Semesterferien weiter. F: Kann man auch ein oder zwei Wochen später einsteigen?
A: Dies ist überhaupt kein Problem, denn ein Einstieg ist jederzeit möglich. Ratsam wäre es, dem oder der TutorIn zuvor eine Mail zu schreiben, falls sich Termin, Uhrzeit oder Raum geändert haben sollte. F: Mist, das gewünscht Tutorium findet zu einer unpassenden Uhrzeit statt....
A: Dem oder der TutorIn eine Mail schreiben und einen neuen Termin anregen. Vielleicht kann sich die Gruppe auf den neuen Termin verständigen. F. Ich bin fachfremd, das Thema macht mich aber neugierig.
A: Das wäre doch kein Problem. Einfach mal vorbeischauen. Ein Austausch zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen kann nicht schaden. F: Ich kenne mich gar nicht mit dem Thema aus, bin aber interessiert.
A: Auch das ist kein Problem. Einfach hingehen. Der Austausch zwischen Neulingen und Erfahrenen ist für beide Seiten fruchtbar. F: Ich kenne mich total gut aus mit dem Thema. Aber was TutorIn X da vor hat...
A: Einfach hingehen und gemeinsam das Konzept weiterentwickeln und eigene Anregungen einbringen. Die TutorInnen geben nur einen gewissen Rahmen vor. Erweiternde Inhalte sind immer herzlich willkommen. F: Ich war am angegebenen Termin vor Ort, doch das Tutorium fand nicht statt.
A: Es kann sein dass der/die TutorIn oder die Gruppe den Termin bereits geändert haben oder einen 14-tätigen Turnus vereinbart haben. Auf unserer Website findest Du immer die neusten Aktualisierungen. Eine Mail an den oder die TutorIn hilft Dir ebenfalls weiter. Ansonsten wende Dich bitte an
F: Bekomme ich für die Autonomen Tutorien Kredit-Taler (CPs)?
A: Nein, keine Süßigkeiten. F: Ich will auch ein Autonomes Tutorium anbieten!
A: Dann bewirb Dich bitte für das nächste Semester. ^ Zurück zum Inhaltsverzeichnis