Philip Krämer 18. Juni 2013 - 12:36
Gestern gegen 19 Uhr wurden Bewohner des Refugee Protest Camps von einer Person unvermittelt mit einem Messer angegriffen. Augenzeugen berichten, dass der Täter mit einem Baby im Kinderwagen und einem älteren Mann spazieren ging, etwa in der Mitte des Oranienplatzes anhielt, ein sehr langes Messer zog und auf einen Campbewohner zulief. Dabei schrie er „Scheiß N….!“ und stieß ihm das Messer in die Brust. Dies ist ein Mordanschlag!
Nach dem Angriff ging der Mann zurück zum Kinderwagen. Als er von mehreren Campbewohnern verfolgt wurde, ließ er den Kinderwagen zurück und konnte unerkannt flüchten.
Der schwer verletzte Geflüchtete wurde sofort ins Krankenhaus transportiert und behandelt. Es besteht zu seinem Glück und zu unserer aller Erleichterung keine Lebensgefahr für ihn.
Die unmittelbar nach der Attacke massiv zusammengezogene Polizei trat sofort äußerst aggressiv auf, die Einsatzkräfte bildeten eine Front gegen die aufgewühlten Campbewohner_innen und Unterstützer_innen, wobei übelste rassistische Äußerungen diesen gegenüber fielen. Anstatt zu deeskalieren und den empörten Menschen zu erklären, wie sicher gestellt würde, dass der Täter gefasst wird, wurde seitens der Polizisten geschubst, geschlagen und wenn überhaupt nur deutsch geredet. Ihr einziges Interesse galt, das Baby und die nun hinzugekommene Mutter vom Ort wegfahren. Um zu verhindern, dass die Polizei mit den Angehörigen ohne Erklärung davon fährt, legten sich einige Menschen vors Polizeiauto – passiv und ohne Fahrzeug oder Polizisten anzugreifen. Das nahmen die Einsatzkräfte zum Anlass, noch weiter zu eskalieren. Sie waren augenscheinlich mit der Situation völlig überfordert, haben die aus bitterer wiederholter Erfahrung gespeisten Sorge der Geflüchteten nicht verstanden, belastende Beweismittel würden einmal mehr vertuscht und der oder die Täter geschützt oder gar unbehelligt bleiben. Sie haben sofort angefangen, wahllos die Menschen mit Schlagstöcken und Fäusten zu traktieren, sowie Pfefferspray aus nächster Nähe direkt in die Gesichter zu sprühen. Bei den hier erfolgten Festnahmen gingen sie äußerst brutal vor – zu veröffentlichende Fotos werden es belegen.
Es kam auch zu widerlichen Provokationen von umstehenden Passant_innen, die ihren Beifall für den gelungene Messerangriff ausdrückten oder gar mehr solcher Attacken forderten. Es kam auch zu tätlichen Übergriffen.
Die Polizei eskalierte ohne Unterlass weiter und bildete immer wieder eine massive Front gegen die Menschen auf dem Campgelände. Eine Hundestaffel war im Einsatz und drängte die Menschen bis tief auf den Platz zurück. Die Polizei nahm damit bewusst in Kauf, dass die Leute die Fassung verloren, sich zu verbalen Wutausbrüchen provozieren ließen und sich ihr in den Weg stellten. Das führte im Verlauf der Auseinandersetzungen zu weiteren brutalen Festnahmen von Geflüchteten und Unterstützer_innen, insgesamt neun.
Momentan hält die Polizei den O-Platz umstellt, es befinden sich viele Geflüchtete und Supporter_innen dort um das weitere Vorgehen zu besprechen und den Schutz für die nächste Zeit zu organisieren. Es braucht dort viel Unterstützung, die Unsicherheit ist groß und es ist unklar, ob es einen weiteren Angriff geben wird.
SOLIDARITÄT IST UNSRE WAFFE!