Stephan Voeth 21. Oktober 2013 - 16:18
Mentalitätswandel gegenüber Studierenden von Unimitgliedern zu Kund_innen
Seit vergangenem Freitag, den 18.10.2013, können Studierende in den AStA-Büros Lichtwiese (jetzt im Maschinenbaugebäude L1|01/248) und Stadtmitte ein Dauerparkticket für die parkscheinpflichtigen Stellplätze auf dem Gelände der TU Darmstadt am Campus Lichtwiese erwerben. Der AStA vertreibt die Tickets im Namen der TU, um das Angebot für Studierende möglichst günstig zu halten. Diese zahlen pro Semester "nur" 99€ anstelle von 315€ im Falle von täglichem Parkscheinerwerb.
Allerdings: "Im Vergleich zu Mitarbeiter_innen der TU Darmstadt, die für 250€ im Jahr einen beschrankten Parkplatz plus ÖPNV-Ticket bei vollem Einkommen erhalten, mutet dieser Betrag wie ein schlechter Scherz an", so Tim Steinhaus, Verkehrsreferent des AStA. Bei den Verhandlungen zum Ticketpreis kümmerte dies den Kanzler allerdings recht wenig. "Schließlich beschäftigt die TU Darmstadt ja auch Menschen mit einem geringen Einkommen.", so Kanzler Efinger damals. Zwar teilt der AStA die Auffassung, dass die Kosten für den ÖPNV sozial angemessen sein müssen. Doch in diesem Zusammenhang ist das wohl eher ein Scheinargument - sind doch 90% der Nutzer_innen der Mobilitätskarte normale Bedienstete der TU Darmstadt mit entsprechendem Einkommen. Zudem ist der Erwerb des Semestertickets bei den Studierenden jedes Semester obligatorisch und schlägt jährlich mit 220€ zu buche. Für eine ähnliche Leistung wie die bezahlten Mitarbeiter_innen müssen die Studierenden nun also deutlich mehr zahlen.
Formal begründet Kanzler Efinger die Einführung der Parkgebühren mit dem Finanzierungsbedarf der Parkflächen. Auch soll die "Subventionierung der Parkflächen" zu Gunsten der Bus- und Bahnnutzung abgeschafft werden. Doch an einem wirklich nachhaltigen Mobilitätskonzept ist die TU scheinbar nicht interessiert. So werden Mitfahrgelegenheiten große Steine in den Weg gelegt: Die Mehrfachnutzung eines Parktickets ist nicht möglich, denn Kanzler und Mobilitätsmanager fürchten Missbrauch. Der AStA kann das nicht nachvollziehen, schließlich kann mit einem Parkticket nur ein Parkplatz genutzt werden. Hier sind der TU Geldeinnahmen wichtiger als Nachhaltigkeit. In der Konsequenz ist es nicht möglich, sich gemeinschaftlich ein Ticket anzuschaffen und sich mit der PKW-Nutzung abzuwechseln.
Weiterhin verwundert es, dass die Parkflächen an Wochenenden nicht parkscheinpflichtig sind und somit nur die Mitglieder der Universität für die Parkplatzkosten aufkommen sollen und nicht alle Nutzerinnen und Nutzer.
Der AStA begrüßt zwar die Willensbekundung der Universität, den ÖPNV und Radverkehr zu stärken, bemängelt aber die Umsetzung im Verkehrskonzept. Die Bewirtschaftung erschwert zwar die Anreise mit dem PKW, insbesondere für finanziell schlechter gestellte Mitglieder der Universität, Alternativen wurden aber bisher nicht geschaffen. "Anstatt die Radverkehrs-infrastruktur zu stärken, werden die Studierenden ausgenommen, so sieht kein sinnvolles Verkehrskonzept aus" schlussfolgert Stephan Voeth, Referent des AStA der TU Darmstadt. Unterstrichen wird damit die langjährige Forderung, die Radstellflächen und -wege an der Lichtwiese zu erneuern und auszubauen. Stattdessen werden aber bisher lediglich am Lichtwiesenweg die Parkplätze erneuert und ein Parkhaus gebaut.
Das Studierenden-Parkticket stellt derzeit zwar nur eine Übergangslösung dar. Mit Fertigstellung des neuen Parkhauses am Hochleistungsrechner will der Kanzler mit dem AStA erneut in Verhandlungen treten. Bleibt zu hoffen, dass die Studierenden dann nicht mehr als Universitätsmitglieder zweiter Klasse angesehen werden.