Stephan Voeth 26. April 2016 - 12:37
Emanzipation und Identität
- Über das Verhältnis von Universalismus und Partikularismus in der spätbürgerlichen Gesellschaft -
Im aktuellen Semester organisiert der AStA der TU Darmstadt wiederum eine Ringvorlesung. Mit den Vorträgen soll dargestellt werden, was zuvor auf allgemeiner Ebene eingeführt wurde: Wie eine Kritik der Gesellschaft aussehen könnte, die ihrem Gegenstand auf Höhe der Zeit begegnet. Dabei sollen zwei zentrale Begriffe der modernen Gesellschaft in ihrem Spannungsverhältnis aufgegriffen werden: Zunächst soll ein Universalismus thematisiert werden, der den Anspruch erhebt, die Interessen aller Menschen zu verwirklichen. Dem folgt die Beleuchtung des Partikularismus, der von der Idee getrieben ist, dass kleinere Einheiten ihre spezifischen Interessen gegenüber der Gesellschaft durchsetzen können. Behandelt werden soll dieses Verhältnis von vermeintlich gesellschaftsverändernder Praxis zu den oben genannten Kategorien, weil sich, so eine zentrale These, zahlreiche reaktionäre Ideologien in diesen Kontext einordnen lassen.
In unserer Ringvorlesung soll eingangs das Verhältnis von Universalismus und Kapital beleuchtet werden. Dazu ist ein historischer Blick auf die Ideengeschichte der Aufklärung (Samuel Salzborn, 20.4) notwendig. Nachfolgend wendet sie sich diesem universellen Herrschaftsanspruch instrumenteller Vernunft und seiner Kritik zu, thematisiert das Verhältnis von Kapital, Vernunft, Emanzipation, Aufstieg und Niedergang des bürgerlichen Individuums (Mirko Stieber, 27.4), aber eben auch die Hoffnung auf eine Überwindung des Kapitalverhältnisses mit der Kritik der liberalen Aufklärung und bürgerlichen Revolution (Gerhard Stapelfeldt, 6.5).
Das oben angeführte gegenläufige Moment des Partikulären behandelt nun ein zweiter Block, in dem diese Ansätze eines gesellschaftlichen Rückfalls in der Hinwendung zu Identität, Volk und Kultur behandelt werden sollen, beleuchtet an Momenten im heutigen Anti-Rassismus und Feminismus: Wie kritisch ist critical whiteness? (Klaus Blees, 8.6) und Das Abstraktionstabu im Feminismus (Roswitha Scholz, 19.5).
Eingerahmt wird dieser Block von drei Vorträgen, die insbesondere das Verhältnis von kapitalistischer Weltgesellschaft, Krisenideologie und Antisemitismus behandeln. Zunächst wird mit Blick auf den Islamismus und die in ihm angelegten Übereinstimmungen diskutiert, inwiefern von einer Wiederkehr des Nationalsozialismus? (Philipp Lenhard, 19.5) gesprochen werden kann, bevor die generelle Über Hinwendung zu Identität und Kultur (Andreas Benl, 24.6) thematisiert wird. Den letzten Teil bildet eine Betrachtung der Konsequenz dieser Auswüchse. Die Glorifizierung von Staat, Bande oder Weltgesellschaft: Zur Kritik des Staats im Zeitalter des neuen Behemoth (Gerhard Scheit, 29.6).
Alle Termine im Überblick:
MITTWOCH, den 20.04.16 Samuel Salzborn "Eine Ideengeschichte der Aufklärung" |
MITTWOCH, den 01.06.16 Roswitha Scholz "Das Abstraktionstabu im Feminismus - Wie das Allgemeine des waren produzierenden Patriarchats vergessen wird" |
MITTWOCH, den 27.04.16 Mirko Stieber "Aufstieg und Niedergang des bürgerlichen Individuums. Überlegungen im Anschluss an Horkheimer und Adorno" |
MITTWOCH, den 08.06.16 Klaus Blees (Aktion 3. Welt Saar) "Wie kritisch ist Critical Whiteness? Zur Kritik des neueren Antirassismus |
FREITAG, den 06.05.16 Gerhard Stapelfeldt "Dialektische Kritik der liberalen Aufklärung und bürgerlichen Revolution - Die Vollendung liberaler Utopien im Gesellschafts-Krieg" |
FREITAG, den 24.6.16 Andreas Benl „Hinwendung zu Identität und Kultur“ |
DONNERSTAG, den 19.05.16 Philipp Lenhard "Wiederkehr der Nationalsozialismus? Zur Kritik des Islamismus" |
MITTWOCH, den 29.06.16 Gerhard Scheit "Zur Kritik des Staats im Zeitalter des neuen Behemoth" |
Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18:30 Uhr und finden im Schlosskeller statt.