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Chronik der Besetzungen der letzten und vorletzten Woche im FFM

Auch in der letzten Woche wurden in Frankfurt a.M. zahlreiche Gebäude besetzt, um Freiräume zu schaffen, so z.B. der Hirschgraben 17-19, der AfE-Turm und der Gebäudekomplex des ehemaligen Biocampus im Westend.

<strong> Hirschgraben 17-19, am 22.02.2013</strong>
Heute Nachmittag wurde sich ein weiteres Gebäude in Frankfurt zum selbstverwalteten Leben ohne permanenten Leistungsdruck, Lernen ohne Vorschriften, was relevant sei, und Feiern ohne vorurteilsbeladene und respektlose Zeitgenoss_innen angeeignet. Es zeichnen sich die Bemühungen einer progressiven Gruppe junger Menschen ab. Sie nennt sich „Recess“: amerikanisches Englisch für Schulpause, britisches Englisch für Nische. „Recess“ befindet, das IVI sei „der letzte Raum in dem wir uns in dieser Stadt selbst bestimmt kritische Theorie aneignen und […] unsere Inhalte durch unsere Interessen, statt vom Lehrplan bestimmt werden“ (Auszug aus ihrer PM). Die Aktion 15.2. mit ihren Bemühungen in der Myliusstrasse 20 geben sie als Anregung für ihr Handeln an.
Wir solidarisieren uns mit ihren Bemühungen und wünschen viel Erfolg bei der Etablierung des offenen, selbstorganisierten SchülerinnenCafés, das sie unter anderem anstreben. Den Frankfurter Schüler_innen ist „Recess“ zu wünschen, nicht in Apathie zu verfallen angesichts der übermächtig erscheinenden Ohnmacht, sondern die große Pause einzuleuten und sie mit Leben und all dem zu füllen, wofür letztlich die Schule als Schule der Nation (so sehr diese Aussage auch einst aufklärerisch gemeint gewesen sein mag) einzustehen nicht im Stande ist.

„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“ Theodor W. Adorno, Minima Moralia, 1951
( <a href="http://aktion152.blogsport.de/2013/02/22/solidaritaet-mit-besetzer_innen...)"> http://aktion152.blogsport.de/2013/02/22/solidaritaet-mit-besetzer_innen... )

<strong> Schöner Wohnen FFM - wohnst du noch oder besetzt du schon ?!</strong>
Nach der plötzlichen Räumung der Besetzung im Großen Hirschgraben 17 am Abend des 23.2.2013 hat die Gruppe “Schöner Wohnen FFM” mit mehreren Aktionen im Frankfurter Stadtgebiet auf den repressiven Umgang gegen Freiräume und alternative Projekte reagiert.
Wir werden die ständigen Schikanen und Räumungen nicht mehr einfach so hinnehmen!
Am Freitag 15.2.13 wurde das Räumungsurteil gegen das seit 10 Jahren besetzte “Institut für vergleichende Irrelevanz – IVI” im juristisch fragwürdigen Schnellverfahren verhängt. Darauf folgte eine lautstarke und entschlossene Spontandemonstration, die deutlich machte, mit was die Stadt Frankfurt im Falle einer tatsächlichen Räumung zu rechnen hat. Am selben Abend wurden 2 weitere leerstehende Objekte kurzzeitig besetzt. http://funfactory.blogsport.de/ ; https://twitter.com/actiofebffm
Am darauffolgenden Samstag wurde die Myliusstraße 20 von der “Aktion 152" besetzt und mit dem Eigentümer SFI eine Zwischennutzung bis Samstag 23.2 vereinbart. Diese wurde auf Druck des Innenministeriums bereits 2 Tage später dennoch geräumt. http://aktion152.blogsport.de/
Schon am Freitag, 22.2 reagierte die Aktionsgruppe “Recess FFM” mit der Besetzung des Gebäudes im Oberen Hirschgraben 17-19 mit dem Ziel, dort Raum für Kultur, Wissenschaft und Wohnen, zu kreieren. Diese wurde ohne weitere Verhandlungen zuzulassen am frühen Abend überraschend von der Polizei geräumt. http://recessffm.wordpress.com/
Die Ereignisse der letzten Tage zwingen uns einen Schritt weiter zu gehen und unser Aktionspektrum zu erweitern. Wir werden Stadt und Polizei keine ruhige Minute lassen und nicht schlafen solange die Stadt keine autonomen Räume zulässt.
- Daher besetzten wir in der Nacht auf den 24.2. das Haus in der Schumannstraße 60 und eine weitere leerstehende Villa im Grüneburgweg.

- Im gesamten Stadtgebiet wurde der immense Leerstand öffentlich sichtbar mit Plakaten markiert.
Doch das war erst der Anfang… wir werden weiter machen bis die Scheiße aufhört!
( <a href="http://schoenerwohnenffm.wordpress.com"> http://schoenerwohnenffm.wordpress.com/</a> )

<strong> Besetzung des AfE- Turms in Frankfurt, am 22.02.2013</strong>
Vor wenigen Minuten wurde der AfE-Turm des Campus Bockenheim symbolisch besetzt!
Wir versuchen damit auf die bestehende Situation zu reagieren, dem was meist nur hinter vorgehaltener Hand gemurmelt oder sich zuweilen in kühnen Gedanken äußert, einen Ausdruck zu verleihen.
Den AfE-Turm zu besetzen.
Wir haben alle Angst!
Gerade in diesen turbulenten, letzten Tagen zeigte sich nur zu deutlich, dass unser Handeln und unser Denken durch diffuse Ängste und gesellschaftliche Regeln bestimmt ist. Uns allen werden erkämpfte Freiräume und Freiheiten genommen. Der Verlust von bekannten Strukturen führt zu großer Unzufriedenheit, Unsicherheit und dem Drang nach Taten. Die letzten Tage haben gezeigt, dass die momentane Situation von uns nicht stillschweigend hingenommen werden kann. Offensichtlich wird, das wir trotz dieser Situation die uns umgebenden Regeln und vermeintlichen Sicherheiten nicht hinter uns lassen können. Denn lehnen wir uns zu weit aus dem Fester mit unserem Protest, könnten uns unsere Handlungen zum Nachteil in unseren weiteren Werdegang ausgelegt werden. Damit könnte man sich sogar „mächtige“ Feinde machen oder das Recht verwirken, im kommenden Semester weiter zu Studieren. Das hindert uns alle daran, unseren Protest in letzter Konsequenz zu führen. Dadurch laufen wir Gefahr, von unseren Gegner abgespeist zu werden und dass unser aller Protest zu einer Farce verkommt. Eine weitere Folge dieser individuellen Ängste ist das krampfhafte verharren und verstecken in Institutionen, dass lässt uns blind werden gegenüber unseren tatsächlichen Möglichkeiten. Wenn wir unseren Protest oder Widerstand in den Institutionen ausleben und nur dort verbreiten, unterliegt er weiterhin allen institutionellen Regeln. Und folglich werden auch die erwirkten Veränderungen diesen Regeln unterstellt sein.
Nicht nur die Institutionen müssen von uns in unserem Protest verlassen werden, auch muss der Mut aufgebracht werden, aktuelle Fragen und Probleme zu fokussieren und nicht reflexhaft zu revolutionären Theorien aus den achso „guten alten Zeiten“ zu greifen.
Es gelingt uns einem Bild protestierender Studierender zu entsprechen, damit umgehen wir jedoch die wichtigsten und grundsätzlichsten Fragen und Problemstellungen. Die Antworten auf akute Fragen müssen wir, in welcher Form auch immer, selbst geben!
Nur ein Loslösen vom Sicherheitsdenken und den Institutionen ermöglicht es uns unser Fesseln zu sprengen und tatsächliche Kritik zu formulieren!
In diesem Sinne betrachten wir den AfE-Turm als besetzt!
Diese Besetzung wird nicht allzu leicht zu räumen sein!
( <a href="http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/566878"> http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/566878</a> )

<strong> Gebäudekomplex des ehemaligen Biocampus im Westend, am 15.02.2013</strong>
Am 15.2.2013 besetzte die Künstlergruppe „Fun Factory“ den Gebäudekomplex des ehemaligen Biocampus im Westend. „In der ganzen Stadt mangelt es an open space um sich kreativ und politisch ausleben, neue soziale Experimente machen, zu können.“, begründet Anna Polok die Besetzung. Während weltweit die Krisen zunehmen und immer weitere dazu kommen, scheint der einzige Ausweg Räume für gemeinsame Diskussionen zu öffnen. In Frankfurt schreitet die Gentrifizierung, wie überall sonst, in großen Schritten voran.
Jeder öffentliche Raum wird privatisiert und geschlossen um marktförderlich die Ökonomie zu stärken. „Wir wollen getreu dem Motto: Theorie. Praxis. Party. zusammen leben und arbeiten.“, meint Walter Rosentahl und erklärt sich damit solidarisch zum Institut für Irrelevanz. Anna Polok merkt hierzu an: „Wütend nehmen wir die Entscheidung des Landesgerichts zum IVI zu Kenntnis und gehen deswegen in die Aktive. Wir haben heute diese Haus besetzt um unsere Solidarität mit dem IVI zu erklären und zugleich damit einen weiteren Ort geöffnet.
In den folgenden Tagen sollen hier Veranstaltungen stattfinden. Unter anderem soll es eine Einführung in die Kulturindustrie These geben, die kritische begleitetet wird durch eine Ausstellung über Form und Oberfläche. Weiter wird es Lesekreise zu dem Themenkomplex Kulturindustrie und Popart stattfinden. In einer Filmabendreihe sollen die Differenzen zwischen amerikanischen und deutschen TV Serien herausgearbeitet werden.
„Um das Essvergnügen kümmert sich das „cosmopolitical-food-comitee“. Auf Grund des geringen Budgets freuen wir uns aber jederzeit über Spenden und kulinarischen Beitrage.“, erklärt Walter Rosentahl.
Leider ist das Gebäude nur begrenzt zum Wohnen geeignet. Anna Polok: „Mit dem Blick auf den großen Leerstand in der Stadt haben wir die Hoffnung dass andere unserer Idee folgen und weitere Häuser öffnen!“
( <a href="http://funfactory.blogsport.de"> http://funfactory.blogsport.de)</a>

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