Admin 24. November 2006 - 15:34
<h2> Bedauern über Wörners Weggang</h2>
<h2> Fülle von Reaktionen geht bei TUD ein / OB Hoffmann wertet scheidenden Präsidenten als "Motor der Region"</h2>
Mit großem Bedauern reagieren Politik, Hochschule und Studierende auf den Wechsel von TUD-Präsident Johann- Dietrich Wörner nach Köln. Er wird dort künftig das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) leiten.
<strong> Darmstadt </strong> - Im Präsidium und in der Pressestelle der Technischen Universität liefen gestern die Drähte heiß. Mails, Anrufe, Faxe von außen, aber auch von innerhalb der Hochschule gingen ein. "Wir haben eine Fülle von Reaktionen", sagte TUD-Sprecher Jörg Feuck. Die meisten seien herzlich, aber sehr betroffen gewesen. Es herrsche tiefes Bedauern darüber, dass der Präsident die Universität verlasse.
Am Mittwochabend hatte die TUD überraschend mitgeteilt, dass Johann-Dietrich Wörner nach fast 12 Jahren Amtszeit zum 1. März Darmstadt verlässt und nach Köln wechselt. Wörner wurde in Stuttgart vom Senat zum neuen Vorstandschef des DLR gewählt. Das Zentrum betreibt an acht bundesweiten Standorten Grundlagenforschung. Wörner wird Chef von 5100 Mitarbeitern und Herr über einen 450 Millionen Euro Etat. Gleichzeitig verwaltet das DLR auch das deutsche Raumfahrtbudget von 760 Millionen Euro. Wörner gilt als einer der führenden Köpfe in Darmstadt. Eigentlich war er bis 2010 in dritter Amtszeit zum TUD-Präsidenten gewählt. Er hat die Hochschule 2005 in die Autonomie geführt.
<h2> Verlust für die Stadt</h2>
"Natürlich freue ich mich über seinen persönlichen und auch beruflichen Erfolg. Gleichzeitig bedeutet sein Weggang einen großen Verlust. Die Stadt und auch ich selbst verlieren einen kreativen und verlässlichen Gesprächspartner, mit dem wichtige Projekte für die Wissenschaftsstadt umgesetzt werden konnten", sagte Oberbürgermeister Walter Hoffmann (SPD). "Wörner ist ein Wirbelwind, ein Motor in der Region gewesen, der uns immer motiviert hat", so Hoffmann. Der 52-jährige hatte nicht nur die Selbstständigkeit der Universität, sondern auch den Bau des Wissenschafts- und Kongresszentrums mit auf den Weg gebracht. Er habe, so Hoffmann, Innovationen angestoßen und entscheidend zum bundesweiten Renommee Darmstadts beigetragen.
Ähnlich äußert sich auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Brigitte Lindscheid. "Der TU-Präsident hat die heute eher seltene Gabe, nicht nur visionär zu denken, sondern diese Visionen auch umzusetzen". Erst unter Wörner sei die Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Stadt so fruchtbar geworden. Er hinterlasse eine Erwartungshaltung, die für Nachfolgende nicht leicht sei zu erfüllen.
Sascha Decristan, Sprecher des AStA der TUD, bedauert den Weggang Wörners. "Wir freuen uns aber für ihn, dass er eine neue Aufgabe gefunden hat, die ihn herausfordern wird". Auch wenn die Studierendenvertretung in den vergangenen Monaten - etwa bei der Exzellenzinitiative - nicht immer zufrieden und konform mit ihm gewesen sei, habe man doch in ihm einen Präsidenten gehabt, "dem die Studenten immer sehr wichtig waren". Er habe den Rückhalt der Studierenden in den meisten seiner Entscheidungen gehabt. "Für den nächsten Präsidenten wird es schwer werden", so Decristan.
<h2> Große Fußspuren</h2>
Professor Bernhard Meyer von der Evangelischen Fachhochschule prophezeit eine schwierige Kandidaten-Suche: "Immer, wenn jemand große Fußspuren hinterlässt, wird es schwer, sie zu füllen - vor allem in der Übergangszeit, bis jemand Neues neu Spuren setzt." Wörners Nachfolge, so TUD-Sprecher Feuck, wird intern und extern ausgeschrieben werden. Entscheiden darüber werden Senat, Hochschulrat und Hochschulversammlung.
"Eine Frau wäre nicht schlecht", findet der AStA-Sprecher. Offiziell werden noch keine Namen gehandelt. Unklar ist auch, ob sich die Vize-Präsidenten Johannes Buchmann und Reiner Anderl bewerben werden. Laut Anderl soll eine Findungskommission eingesetzt werden. Sein Kollege Buchmann: "Jetzt müssen die Gremien entscheiden, wer der Beste für die TUD ist."
Kritik, dass Wörner nur zwei Jahre nach dem Beginn des Autonomieprozesses die TUD verlasse, weist Uni-Sprecher Feuck zurück. "Es gibt nie einen optimalen Zeitpunkt für einen Weggang. Die Autonomie läuft jedoch gut und stabil. An der Person des Präsidenten hängt viel, aber nicht alles". Auch der OB äußert Verständnis: "Man kann sich so einen Zeitpunkt nicht aussuchen. Köln wartet nicht auf ihn. Er wurde gefragt und er musste sich entscheiden." Er habe damit gerechnet, dass Wörner irgendwann Darmstadt verlassen werde, wenngleich er gehofft habe, dass es später sein werde. "Wir sind froh, dass er so lange Zeit hier war."