Ioannis Karathanasis 16. Mai 2014 - 18:29
Mit diesem Artikel möchten wir auf den IDAHO am 17.5.2014 hinweisen. Seit neun Jahren finden weltweit in immer mehr Städten Aktionen statt um auf Missstände und Diskriminierung aufmerksam zu machen und friedlich für ein tolerantes und offenes Miteinander zu demonstrieren. Auch in Darmstadt findet am 17.5.2014 um 17:00 Uhr ein Kiss-In am Luisenplatz statt!
Kennt Ihr das Gefühl, wenn ihr wohin kommt – in ein Seminar, eine Stelle bei einer Firma oder in das Abteil in der Bahn – und müsst euch fragen, ob euch eure Umwelt auch so akzeptiert wie ihr seid? Das Gefühl, dass man sich wegen der eigenen Sexualität unter anderen Menschen fremd vorkommt? Nein? Viele heterosexuelle Menschen dürften es ebenfalls nicht kennen. Schließlich gelten sie ja als das einfachste Bild der Sexualität, das die Gesellschaft hat. Und sie reproduzieren dieses Bild auch. Von sich auf die Umwelt, auf die Mitmenschen. Eine Mehrheit der heterosexuellen Menschen ist der Meinung, dass die neben ihm oder ihr sitzende Person ebenfalls heteronormativen Prinzipien unterliegt. Man könnte sogar so weit gehen, dass in diesen Prinzipien eine Inakzeptanz von Menschen mit queerer Identität mitschwingt. Denn wird dieses Weltbild durch eine Offenbarung oder Outing ins Wanken gebracht, stellen sich einige innerlich die Frage, ob ich diese Person nun anders behandeln müsse, als ich das mit heterosexuellen Mitmenschen mache. Allein das Aufkommen dieses inneren Konfliktes ist es, was die Wichtigkeit eines Umdenkens in der Gesellschaft von Nöten macht. Diese Konflikte sind keine in den Genen verankerten Reaktionen auf das andere Auftreten eines Menschen, sondern sind vom Gesellschaftsmodell reproduziertes Verhalten. Es mag paradox erscheinen, aber eine Gesellschaft die sich von einem großen Teil von ihr selbst als homogene Masse sieht, reagiert dann ablehnend, wenn sie sich eher als heterogen zeigt – dass es auch andere Sexualität gibt. Und diese Ablehnung spiegelt sich dann wieder, wenn in mir selbst schon die Frage aufkommt, ob ich einen Menschen wegen seiner Sexualität anders behandeln muss.
Nun mögen sich manche Leute, die sich diese innerlichen Fragen nach einer anderen Behandlung von Menschen mit anderer Sexualität nicht stellen fragen, ob man dann noch solch einen Tag wie IDAHO braucht. Doch der vorherige Abschnitt machte schon die Unverzichtbarkeit deutlich. Denn in einem Gesellschaftssystem in dem eine solche Frage Platz hat, ist auch die Homophobie fest verankert – auch wenn sich einige noch so tolerant geben. Das trifft vor allem dann zu, wenn es konkrete Pläne von Seiten der Community geht. Wenn wirklich etwas getan werden soll, wirft man die eigene Toleranz über Bord und gibt die Hässlichkeit hinter der falschen Fassade preis. Die versteckte Homophobie ist in diesem Fall sogar noch schlimmer als die offene, da sie die Betroffenen zunächst im Glauben lässt, sie werden akzeptiert. Nur um ihnen dann von hinten den Dolch hinein zu stoßen. Dies offenbart die ganze Feigheit von manchen Menschen. Auch deshalb brauchen wir den Internationalen Tag gegen Homophobie. Aber auch, weil es in über 81 Staaten dieses Planeten ein Verbrechen ist, nicht heteronormativen Prinzipien zu folgen und sich dafür „verantworten“ zu müssen.
Euer Queer Referat im AStA TU Darmstadt