Ringvorlesung SoSe 2015: Mit Aluhut und Pickelhaube
In den vergangenen Monaten und Jahren formierte sich in der Bundesrepublik eine Vielzahl neuer rechter Bewegungen. Während die Partei 'Alternative für Deutschland' 2014 mit rechtspopulistischen Wahlkämpfen der Einzug in drei Landtage gelang, mobilisierten die Organisator_innen von PEGIDA zwischenzeitlich bis zu 25.000 Teilnehmer_innen nach Dresden, um dort gegen eine angeblich drohende „Islamisierung des Abendlandes“ zu demonstrieren. Fast zeitgleich findet eine Online-Petition gegen den baden-württembergischen Bildungsplan 2015 knapp 200.000 Unterstützer_innen, die in der Förderung der Akzeptanz sexueller Vielfalt eine bekämpfenswerte „Ideologie des Regenbogens“ ausmachen. Gemeinsames Bindeglied zwischen diesen eher bürgelichen Phänomenen und solch skurril anmutenden Veranstaltungen wie den neuen „Montagsdemos“, zu denen sich Verschwörungstheoretiker_innen, Neonazis und regressive Linke versammeln, ist die Wahnvorstellung eines meist nur vage definierten „Volkes“, dass durch als Zumutungen empfundene Erscheinungen der Moderne bedroht wird. In den ressentimentgelandenen Angriffen auf „Multikulti“, „Genderwahnsinn“ und „Political Correctness“ im Allgemeinen formieren sich Einstellungspotentiale innerhalb der deutschen Bevölkerung, die seit Beginn der 2000er durch die empirische Sozialforschung unter den Schlagworten „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ und „Extremismus der Mitte“ erforscht werden.
Wenngleich der medial-politische Diskurs überwiegend ablehnend auf die beschriebenen Phänomene reagiert, kommt es nur sporadisch zur tiefergehenden Auseinandersetzungen mit Themen, Strategien und Positionen. Hierzu möchte die Ringvorlesung „Mit Aluhut und Pickelhaube – Neue rechte Bewegungen im 21. Jahrhundert“ einen Beitrag liefern.