Einiges spricht dafür, dass dort, wo Islamisten und extrem Rechte aufeinandertreffen, eine wechselseitige Verstärkung der Radikalisierung zu beobachten ist. Das ist aber weniger auf voneinander abweichende Wert- und Zielvorstellungen zurückzuführen. Die Neue Rechte und der Islamismus haben zwar unterschiedliche Entstehungsorte und ideologische Anker. Doch der nachsichtige Blick extrem Rechter auf den Islamismus und die Sympathien für den Nationalsozialismus unter Islamisten verweisen auf Gemeinsamkeiten. Beide Strömungen betreiben die todbringende Bekämpfung von Liberalisierungstendenzen im Kapitalismus. Ob der Zerfall der hergebrachten Ordnung nun ‚Dschāhilīya' oder ‚Dekadenz' genannt wird: die Erklärungen für diesen Zustand kommen nicht ohne Antisemitismus aus. Die erwünschte Lösung besteht jeweils im Rückgriff auf eine strahlende Vergangenheit, die im Zweifel neu erfunden werden muss. So reklamieren Islamisten und Neurechte die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Revolution: Zurückwälzen.

Der Vortrag wird versuchen, mit Bezug auf einige Quellen die Liberalismusfeindschaft von Neuer Rechter und Islamismus herauszuarbeiten und zu fragen, ob und inwiefern sich hierbei eine objektive Arbeitsteilung abzeichnet.