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Religion & Kapital. Zur Kritik des Glaubens in der Moderne SoSe19

 

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"Panik bricht nach Jahrtausenden von Aufklärung wieder herein über eine Menschheit,deren Herrschaft über Natur als Herrschaft über Menschen an Grauen hinter sich läßt,was je Menschen von Natur zu fürchten hatten." (Adorno - Thesen gegen Okkultismus)

 

Es schien lange, als hätte es sich mit der Religion so langsam. Aber der Rückgang der Religiosität samt ihrer weltlichen Vertreter wirkt längst nicht mehr so sicher, unumkehrbar, wie es noch viele Propheten der Moderne einst meinten. Denn, so tief die ehemals allmächtigen Institutionen der Sinnstiftung auch partiell gesunken sein mögen, dem sakralen Status des Glaubens hat das fast keinen Abbruch getan. Wo aber die religiösen Artikel zur Ramschware werden, da schwindet nicht zwangsweise der Druck des Glaubens und die Sehnsucht nach (göttlicher) Führung.Und während schon Marx sich oft nicht anders zu helfen wusste, als den Kapitalismus mit religiösen Metaphern zu beschreiben, ferner auch die Kritische Theorie ohne Messianismus nicht vorstellbar ist, so wenig lässt sich der Stand der Religion heute verstehen ohne die Verwerfungen der kapitalistischen Weltgesellschaft. Diese bedingt nicht zuletzt die Fülle der nach kulturindustriellen Maßgaben gemodelten, in die Warenförmigkeit eingepassten Angebote auf dem Markt der Spiritualität, welche selbst nur zu verstehen sind mit den zugehörigen, auf Arbeit und Leistung zugerichteten Bürgern. Dem innigen Verhältnis von Religion und Kapital soll deshalb in einer Reihe zur Kritik des Glaubens in der Moderne nachgegangen werden.

In einem ersten Abschnitt wird sich dem Verhältnis von Aufklärung, Kapital und Religion genähert. Insbesondere dem Verhältnis zu Glaube und Religion in der kapitalistischen Moderne wird dabei nachgegangen, um also gerade nicht vor dem fortlebenden Irrationalismus zurückzuschrecken und ungläubig zu fragen, wie es heute noch so kommen kann. Dafür referiert zunächst Sophia Trippe am 24.04 über den nur vermeintlichen Gegensatz zwischen Liberalismus und Religiosität – beides wichtige Elemente im Denken der frühen bürgerlichen Staatstheoretiker. Am 08.05 folgt Mark Schumacher mit Überlegungen zur Religionskritik nach Walter Benjamin, angelehnt an dessen berühmte Fragmente über den Kapitalismus als Religion. Klaus Thörner verweist am 15.05 auf die regressive Arbeitsethik des Protestantismus und deren Internalisierung durch das moderne Subjekt. Im Anschluss geht Lars Quadfasel am 06.06 ein auf den „heiligen Schein des Kapitals“.

Von der Metaphysik der Warenwelt zur Warenwelt der Metaphysik führt ein zweiter Abschnitt, der sich den gegenwärtigen Angeboten auf dem Weltmarkt der Glaubensangebote widmet. Neben einem Beitrag von Beitrag von Claudia Barth über die Flucht aus dem Alltag und in die Esoterik (am 19.06) widmet sich dabei Greta Wagner dem „buddhistischen Geist des Kapitalismus“ (17.07). Tom Uhlig nähert sich ferner am 26.06 über eine psychoanalytische Religionskritik dem christlichen Antijudaismus. Daneben spricht Matheus Hagedorny über die Parallelen von Neuer Rechter und Islamismus in ihrem Kampf gegen Moderne und Liberalismus (03.07), gefolgt von den „Thesen zum Islamismus“ der Gruppe La Banda Vaga aus Freiburg am 10.07, die beide jeweils in einer materialistischen Kritik nochmals den Zusammenhang zwischen kapitalistischer Weltvergesellschaftung und reaktionären Strömungen herausarbeiten.

 

Ort:
221qm [806qm]
Alexanderstraße 2,
64289 Darmstadt

Webseite: https://806qm.de/

 

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