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Autonome Tutorien im Wintersemester 2024/25

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Liebe Kommiliton:innen,


auch für dieses Semester haben sich einige eurer Mitstudent:innen wieder die Mühe gemacht, sich in verschiedene Fragestellungen und Themenkomplexe einzuarbeiten und diese nun wöchentlich als Autonomes Tutorium anzubieten.

Für euch also die sehnlichst vermisste Gelegenheit, endlich den Anschluss an heiß diskutierte Debatten zu finden, endlich ein tieferes Verständnis von Wissenschaft und Gesellschaft zu erarbeiten, endlich die von verschulten Modulplänen ausgesparten Ansätze zu ihrem Recht zu bringen und endlich Einsichten zu gewinnen, die ihren Zweck nicht in bestandenen Klausuren erschöpfen.
Autonome Tutorien widmen sich Themen, die im straffen Lehrplan der Form und dem Inhalt nach keinen Platz finden. Sie bieten die Möglichkeit, eigenen wissenschaftlichen Interessen ungezwungen nachzugehen und sie in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung zu stellen. Das ist angesichts des stetigen Drucks im Studienalltag zwar leider häufig kaum möglich, der Erfahrung nach finden sich in den Tutorien aber dennoch viele Studierende ein, denen das Thema am Herzen liegt und die die Zeit und Muße mitbringen, sich der Sache aufmerksam zu widmen. Und gerade bei schwierigeren Themen werden Wissenshierarchien nicht gegeneinander ausgespielt, sondern alle Teilnehmer:innen mit einbezogen.

Solltet ihr an einem der geplanten Termine keine Zeit haben, meldet euch gerne bei den Leiter:innen des Tutoriums. Manchmal ist eine Terminänderung in Absprache mit den Teilnehmer:innen möglich. Auch ein späterer Einstieg ist kein Problem.

Wir hoffen auf reges Interesse und freuen uns auf eure Teilnahme!

             

Wie nehme ich an einem Autonomen Tutorium teil?

  • Um an einem Tutorium teilzunehmen, könnt ihr einfach zur ersten Sitzung erscheinen.
    Solltet ihr später dazustoßen, meldet euch am besten kurz per Mail unter der aufgeführten Adresse, dann bekommt ihr das Diskussionsmaterial und erfahrt auch, ob es Änderungen hinsichtlich Raum oder Zeit gab.
  • Die Tutor:innen stellen die Textgrundlagen und anderes Material zur Verfügung.
  • Die Tutorien beginnen in der Woche zum 28. Oktober und finden dann wöchentlich statt.
    Normalerweise wieder am Campus Stadtmitte, in Ausnahmen auch noch per Videokonferenz.
  • Über Mailverteiler oder Messenger bleibt ihr für alle weiteren Absprachen in Kontakt.
             

Solltet ihr allgemeine Fragen zum Projekt haben, schreibt uns gerne an , bei Fragen zu den einzelnen Tutorien, schreibt den jeweiligen Tutor:innen einfach direkt.

Ihr möchtet selbst ein Tutorium anbieten? Gegen Ende der Vorlesungszeit wird eine Bewerbungsfrist durch Aushänge, über Mailverteiler und auf den Webauftritten des AStA bekanntgegeben. Die eingereichten Konzepte werden dann anonymisiert und von einer vom AStA gestellten Auswahlkommission diskutiert und ausgewählt. Alle weiteren Informationen dazu findet ihr auf unserer Übersichtsseite zur Ausschreibung.

Die Tutorien:

Sex, Drugs & Autotheory: Eine Einführung in die Autotheorie

Liebe, Sex, Queerness, Drogen, Krankheit, Gewalt - Autotheorie beschäftigt sich mit Themen, welche in der politischen Theorie oftmals nur bedingt behandelt werden. Was hat es mit dieser Textform auf sich, welche in feministischen und queeren Theorie immer wieder auftaucht und etwas zwischen Essay, Memoiren, Literatur und Theorie zu sein scheint?

Die Definition von Autotheorie ist nicht ganz klar. Fournier (2021) beschreibt sie als die Integration des Selbst in die Philosophie oder in die Theorie in einer direkten performative oder selbstbewussten Weise. Autotheorie kommt aus dem dazwischen und außerhalb gesellschaftlicher Normen und blickt kritisch auf eben diese. Die eigene Erfahrung wird nicht nur kontextualisiert, sondern gilt als Ausgangspunkt für neue Erkenntnisse. Die schwammige Definition und spärliche Literatur über Autotheorie lasst viele Fragen offen: Was zeigt Autotheorie, was „bloße“ Theorie nicht zeigen kann? Wie sieht die Verflechtung von Theorie und Selbst genau aus? Oder handelt es sich um eine neoliberale Ausgeburt der Selbstvermarktung, purer Narzissmus?

Autotheoretische Werke haben unter anderem Audre Lorde, Paul B. Preciado, Maggie Nelson, Kim de L’Horizon und Gloria Anzaldua geschrieben. Es besteht die Möglichkeit im Tutorium entweder Auszüge von verschiedenen Werken zu lesen oder einige auszuwählen und diese ganz zu lesen. Des Weiteren soll es theoretische Sitzungen zu Themen wie Affekttheorie und Epistemologie geben, um die Autotheorie in einen größeren Kontext einordnen zu können. Um das Tutorium zu besuchen sind keine Vorkenntnisse nötig.

Sex, Drugs & Autotheory: An Introduction to Autotheory

Love, sex, queerness, drugs, illness, violence - autotheory deals with topics that are often only treated to a limited extent in political theory. What is it about this text form, which appears again and again in feminist and queer theory and seems to be something between essay, memoir, literature and theory?

The definition of autotheory is not entirely clear. Fournier (2021) describes it as the integration of the self into philosophy or theory in a direct performative or self-conscious way. Autotheory comes from in-between and outside social norms and looks critically at them. One's own experience is not only contextualized, but is seen as a starting point for new insights. The vague definition and sparse literature on autotheory leaves many questions unanswered: What does autotheory show that “mere” theory cannot? What exactly does the intertwining of theory and self look like? Or is it a neoliberal spawn of self-promotion, pure narcissism?

Autotheoretical works have been written by Audre Lorde, Paul B. Preciado, Maggie Nelson, Kim de L'Horizon and Gloria Anzaldua, among others. In the tutorial, students will have the opportunity to either read excerpts from various works or select a few and read them in their entirety. In addition, there will be theoretical sessions on topics such as affect theory and epistemology in order to place the autotheory in a broader context. No prior knowledge is required to attend the tutorial.

Kontakt: Aline (fehr[at]soz.uni-frankfurt.de)
Termin: Montag, 16:15
Erste Sitzung: 28.10.
Raum: S1|03/312

 

Klaus Heinrich - Grenzgänger der Ideologiekritik

Kaum ein Wissenschaftler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat so konsequent eine kritische Theorie im Sinne einer Dialektik der Aufklärung vorangetrieben und blieb doch so wenig berücksichtigt wie Klaus Heinrich. Dabei hat der Religionsphilosoph mit seiner "Arbeit am Mythos" einen unschätzbaren Beitrag zu einer Ideologiekritik geliefert, die auf  undogmatische Weise Religionswissenschaft, Psychoanalyse, Philosophie und Geistesgeschichte verbindet. In dieser Synthese zeigt er die Verstrickung von Mythos und Aufklärung, von Herrschaft und Emanzipation. Gemeinsam möchten wir sein Werk entdecken und seine Texte lesen.

Kontakt: Johannes (s9189060[at]stud.uni-frankfurt.de)
Termin: Montags 16:15
Erste Sitzung: 28.10.
Raum: S1|02/244

 

Spektakel, Kunst, Gesellschaft

Die Annahme, die Überflut an Bildern durch die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Massenkommunikationsmedien erwirke einen generellen Erfahrungsverlust, indem individuelle Erfahrungen zugunsten eines allgemein-kommunizierbaren Bildwertes in den Hintergrund treten, scheint heute real geworden zu sein. Formuliert wurde diese Kritik jedoch nicht von zeitgenössischen Digitalisierungsskeptiker:innen, sondern bereits in den 1960er Jahren von dem franz. Intellektuellen Guy Debord. In Anbetracht einer Gesellschaft, die in der Lage ist, den Verlust des Selbst durch die Erzeugung von Bildern zu kaschieren, erachtete Debord es für notwendig, die Marxsche Gesellschaftsanalyse einer Aktualisierung zu unterziehen. Anknüpfend an sowohl fetischkritische Ansätze als auch den französischen Marxismus, erweitert er diese mit Hilfe des Begriffs des Spektakels. Seine Diagnose verfasste Debord jedoch nicht als Beitrag zu einer kulturwissenschaftlichen Debatte, sondern als theoretisches Fundament der Situationistischen Internationale (SI), die sich, gegründet in den 1950er Jahren, als Vereinigung von Künstler:innen und Intellektuellen zusammenschloss. Absicht dieser Protagonisten des Pariser Mais 68‘ war die Umwälzung des Alltagslebens durch die Herstellung von „Situationen“, in denen der entfremdete Zeitfluss des Alltagslebens aufgehoben werden sollte. Wahrend nach der Selbstauflösung der SI im Jahre 1972 ihre Rezeption vor allem in avantgardistischen Strömungen wie der Fluxus-Bewegung stattgefunden hat, steht eine gesellschaftstheoretische Auseinandersetzung mit ihren Analysen nach wie vor aus.

Kontakt: Adrian & Florian (s9118291[at]stud.uni-frankfurt.de)
Termin: Montags, 18:05
Erste Sitzung: 28.10.
Raum: S1|03/10

 

Die Mujeres Libres und der spanische Anarchofeminismus im 20. Jahrhundert

Im April 1936, kurz vor dem gescheiterten Putschversuch Francos und dem anschließenden Bürgerkrieg, gründeten die Ärztin Amparo Poch y Gascon, die Schriftstellerin und Gewerkschafterin Lucia Sanchez Saornil und die Rechtsanwältin Mercedes Comaposada die Zeitschrift Mujeres Libres – „Freie Frauen“. Im Laufe des Jahres folgte die Gründung der gleichnamigen Organisation, die in kürzester Zeit über 20.000 Mitglieder zählte und damit zu einer der größten anarchosyndikalistischen Frauenorganisationen der Welt wurde. Ziel der Organisation war es, durch ein landesweites Netzwerk von Einrichtungen, die auf Selbstorganisation gründeten, Frauen in allen Lebensbereichen zur Selbstermächtigung zu verhelfen.

Das Autonome Tutorium mochte sich dieser Organisation und ihren Mitgliedern widmen. Dabei stehen zwei Fragen im Mittelpunkt: Welchen praktischen und theoretischen Feminismusbegriff entwickelten die Organisation und die Aktivistinnen der Mujeres Libres? Wo verliefen die zentralen Konfliktlinien innerhalb der Organisation, gegenüber der eigenen Gewerkschaft CNT und gegenüber der Gesellschaft der Zweiten Spanischen Republik? Ein zentrales Anliegen des Tutoriums ist dabei die Frage, was aus den Erfahrungen und der Organisationsform der Mujeres Libres für aktuelle Kämpfe gelernt werden kann. Dazu sollen vor allem Primärtexte in deutscher und englischer Übersetzung herangezogen werden. Dazu gehören sowohl Texte aus der Zeit des Bürgerkriegs als auch spätere Erinnerungsberichte und Autobiographien.

The Mujeres Libres and the spanish anarcho feminism in the 20th century

In April 1936, shortly before Franco's failed coup attempt and the subsequent civil war, the doctor Amparo Poch y Gascon, the writer and trade unionist Lucia Sanchez Saornil and the lawyer Mercedes Comaposada founded the magazine Mujeres Libres - ‘Free Women’. Later that year, they founded the organisation of the same name, which quickly grew to over 20,000 members, making it one of the largest anarcho-syndicalist women's organisations in the world. The aim of the organisation was to help women achieve self-empowerment in all areas of life through a nationwide network of institutions based on self-organisation.

The Autonomous Tutorial would like to focus on this organisation and its members. It will focus on two questions: What practical and theoretical concept of feminism did the Mujeres Libres organisation and activists develop? Where were the central lines of conflict within the organisation, vis-a-vis its own trade union, the CNT, and vis-a-vis society in the Second Spanish Republic? A central concern of the tutorial is the question of what can be learned from the experiences and the organisational form of the Mujeres Libres for current struggles. To this end, primary texts in German and English translation will be used. These include texts from the time of the civil war as well as later memoirs and autobiographies.

ACHTUNG! Das Tutorium findet in wechselnden Räumen statt

ATTENTION! The Tutorial will take place in changing rooms

Kontakt: David (d.sanchez.namenyi[at]gmail.com)
Termin: Dienstags, 16:15
Erste Sitzung: 29.10.
Raum 1. Sitzung: S1|03/10
Raum 2. Sitzung: S1|03/104
Raum 3. Sitzung: S1|03/312
danach auf Anfrage

 

[insert] aller Länder, vereinigt Euch!

Wer ist das revolutionäre Subjekt? Diese Frage sucht, seitdem das alte Industrieproletariat in Westeuropa abgedankt hat, die Linke heim. Die letzten Jahrzehnte wurde eine Fülle von mal mehr, mal weniger überzeugenden Vorschlägen formuliert, wer oder was zukünftig diesen leeren Platz einnehmen könnte: Sind es „Randgruppen“ (Marcuse), die „Verdammten dieser Erde“ (Fanon) oder ist es eher eine radikale Vielheit, also die „Multitude“ (Negri & Hardt) oder gar das „Volk“ (Mouffe)? Die Liste ist noch lange nicht erschöpft…

Selten geht man dabei aber einen Schritt zurück und fragt sich, warum Marx überhaupt auf die Idee kam, dass die Interessen einer partikularen Gruppe, eben die des Proletariats, mit denen der Menschheitsgeschichte in eins fallen, und woher die Kraft, die gesamte Gesellschaft radikal zu transformieren, stammt?

In diesem Autonomen Tutorium wollen wir genau das angehen. Im ersten Block wollen wir uns dafür einige Texten von Marx, die insbesondere seine Klassentheorie darlegen, genauer ansehen. Genau jene Klassentheorie wurde gleichermaßen von zwei linken Theorietraditionen kritisiert, die sich ansonsten eher Spinnefeind sind: Der Postmarxismus geht von einer Pluralisierung der revolutionären Subjekte aus. Ihn wollen wir uns im zweiten Block genauer ansehen. Die andere Strömung, die uns hierfür zentral scheint, die Wertkritische, hingegen verzichtet gänzlich auf die Formulierung eines revolutionären Subjekts und kritisiert die historische Subjektform als solche. Ihr widmen wir uns im letzten Block.

[insert] of all countries, unite!

Who is the revolutionary subject? This question has haunted the left ever since the old industrial proletariat in Western Europe abdicated. In recent decades, a plethora of sometimes more, sometimes less convincing proposals have been formulated as to who or what could take this empty place in the future: Is it "marginalized groups" (Marcuse), the "damned of this earth" (Fanon) or is it rather a radical multiplicity, i.e. the "multitude" (Negri & Hardt) or even the "people" (Mouffe)?

The list is far from exhausted...

But rarely do we take a step back and ask ourselves why Marx even had the idea that the interests of a particular group, that of the proletariat, coincide with those of human history, and where does the power to radically transform the whole of society come from? In this Autonomous Tutorial we want to tackle precisely this. In the first block, we will take a closer look at some of Marx's texts, in particular his class theory. It is precisely this class theory that has been criticized by two left-wing theoretical traditions that are otherwise rather hostile to each other: Post-Marxism assumes a pluralization of revolutionary subjects. We will take a closer look at this in the second block. The other theory tradition that seems central to this, value criticism, on the other hand, completely renounces the formulation of a revolutionary subject and criticizes the historical subject form as such. We will devote ourselves to this in the last block.

Kontakt: Max & Paul (maxsattler[at]riseup.net )
Termin: Dienstags, 18:05
Erste Sitzung: 29.10.
Raum: S1|03/10

 

Hans-Jürgen Krahl – ein vergessener Revolutionär?

Warum erscheinen uns heute Theorie und Praxis als auseinandergerissene, als Gegensatze? Es gab eine Zeit in der Kritischen Theorie-Geschichte, in der diese Spaltung noch nicht so selbstverständlich war, obwohl sich ihr Erscheinen bereits abzeichnete. Die Rede ist vom „Langen Sommer der Theorie“ (Philip Felsch), der ab 1967 seinen Ausgang nahm, und in dessen Aufarbeitung ein Protagonist der Protestbewegung und sein Werk bis heute zu kurz kommen: Hans-Jürgen Krahl und die theoretische Beschäftigung mit dem Klassenkampf. In diesem Tutorium möchten wir uns Krahls Texten annähern und mittels einer kleinen Reise durch die Geschichte der Theoriequerelen zu Zeiten der Protestbewegung der Frage nachgehen, warum Theorie-Praxis heute unvorstellbar scheint, und was uns dazu fehlt, um dieses Problem fruchtbar anzugehen. Neben Krahl ziehen wir dazu auch Klassiker der Gesellschaftskritik wie z.B. Marx heran.

Kontakt: David (dvschutzbach[at]googlemail.com)
Termin: Dienstags, 18:05
Erste Sitzung: 29.10.
Raum: S1|03/015

 

»Der Intellektuelle als Agent des Bürgerkriegs«? Über die »Intellektuellenfrage« & ihre Verdrängung in der Geschichte der Linken

Schrieb der Historiker Bering Dietz seine Begriffsgeschichte der „Intellektuellen“ zurecht als die Geschichte einer Beleidigung? Einerseits nahm er dabei unzählige Spielarten des Antiintellektualismus in den Blick, andererseits gelten die Intellektuellen von Zola, über Sartre, Foucault bis Habermas als Vertreter des Allgemeinen, Verteidiger der Werte der Humanität oder als Kritiker der Gesellschaft. In Zeiten von ubiquitären Debatten über „Wokeness“ und „Lifestyle-Linke“ haben die kreativen und intellektuellen Akteure der Zivilgesellschaft, Universitäten und Medien keinen guten Ruf. Doch ist eine skeptische Haltung gegenüber jenen „geistigen Arbeitern“ stets populistisches Ressentiment, wie es allzu häufig zu lesen ist? Schaut man in die Geschichte der Linken und darüber hinaus, stößt man immer wieder auf Debatten zur „Intellektuellenfrage“, die von Bakunin an, über den Revisionismusstreit, bis hin zu Lenin sowie der Kritik des Bolschewismus und schließlich der Studentenbewegung reichen. Nicht nur lässt sich von diesen Debatten mehr über die Gegenwart lernen als von den unzähligen aktuellen Zeitdiagnosen, sondern sie bieten auch das Handwerkzeug zu einer Kritik der Klasse der Intellektuellen, welche all jene „Freischwebenden“ wieder auf den Boden der Klassengesellschaft holen musste.

Kontakt: Jonas (erkennedielage[at]gmail.com)
Termin: Mittwochs 13:30
Erste Sitzung: 30.10.
Raum: S1|03/10

 

Humans of late capitalism? Zum Begriff des Spätkapitalismus in der Kritischen Theorie

Es ist etwas ironisch, dass der Begriff des Spätkapitalismus bereits fast 100 Jahre alt ist. Mittlerweile scheint er allerdings weniger Assoziationen zum abzusehenden Ende der kapitalistischen Produktionsweise zu wecken als vielmehr das Gefühl einer wachsenden Aussichtslosigkeit, dass ein solches jemals eintreffen könnte.

Das Autonome Tutorium widmet sich anhand verschiedener Texte dem Begriff des Spätkapitalismus und seiner Geschichte, mit einem Fokus auf die Begriffsbestimmung durch die frühe kritische Theorie. Anhand der auch mal widersprüchlichen Konnotationen und Konjunkturen des Begriffs – die von ökonomietheoretischen Gewissheiten, über aktivistisch-revolutionären Gehalte bis hin zu akademisch institutionalisierten Formeln reichen – soll gemeinsam die Ambivalenz und gleichzeitige Persistenz der Bezeichnung diskutiert werden. Dabei wollen wir uns zusammen der Frage stellen, ob der Begriff des Spätkapitalismus nicht nur von (theorie-)historischem Interesse ist, sondern auch zur Einordnung gegenwärtiger ökonomischer und gesellschaftspolitischer Entwicklungen beitragen kann.

Besondere Vorkenntnisse sind nicht vonnöten. Interesse am Lesen und Diskutieren und die ein oder andere Meme-Sammlung kann allerdings nicht schaden.

Kontakt: Luise (lhenckel[at]em.uni-frankfurt.de)
Termin: Mittwochs, 14:25
Erste Sitzung: 30.10.
Raum: 1|15/021

 

Progressive Wirtschaftspolitik

Wirtschaftswissenschaften sind Sozialwissenschaften. Wirtschaftliches Handeln ist zentral für gesellschaftliches Zusammenleben und Wirtschaftspolitik ein zentrales, aber dennoch unterschätztes Politikfeld. Die Sozialwissenschaften müssen sich dieses Politikfeld – aus der neoklassischen/neoliberalen wirtschaftswissenschaftlichen Dominanz – zurück aneignen und hier alternative, tragfähige Konzepte analysieren und popularisieren. Es bedarf einer gesellschaftswissenschaftlichen und interdisziplinären Perspektive und Kritik der wissenschaftlichen und politischen Ökonomie. Dies kommt in den typischen sozialwissenschaftlichen, jedoch vor allem in den wirtschaftswissenschaftlichen curricularen Lehrveranstaltungen deutlich zu kurz - es braucht einen pluralen Blick auf (progressive) Wirtschaftspolitik. Finanz- und Geldpolitik klingen langweilig, doch deren politische Gestaltung ist grundlegend für Politik. In der progressiven Wirtschaftspolitik geht es - noch - nicht um die Revolution, sondern um kurz- bis mittelfristige mehr oder weniger radikale Reformen innerhalb des bestehenden politischen und wirtschaftlichen Systems. Dies soll dieses Autonome Tutorium aus sozialwissenschaftlicher Perspektive schlaglicht- und einführungsartig (re-)konstruieren.

Progressive Economic Policy

Economics is a social science. Economic activity is central to social coexistence and economic policy is a central, yet underestimated, political field. The social sciences must re-appropriate this policy field - from the neoclassical/neoliberal economic dominance – and analyse and popularise alternative, viable concepts. A social science and interdisciplinary perspective and critique of scientific and political economy is required. This is clearly neglected in the typical social science, but above all in the economics curricula - a pluralistic view of (progressive) economic policy is needed. Fiscal and monetary policy sound boring, but their political organisation is fundamental to politics. Progressive economic policy is not - yet - about revolution, but about short- to medium- term, more or less radical reforms within the existing political and economic system. This Autonomous Tutorial is intended to (re-)construct this from a social science perspective in the form of a highlight and introduction.

Kontakt: Tim (tim.robin.rieth[at]gmail.com)
Termin: Mittwochs, 16:15
Erste Sitzung: 30.10.
Raum: S1|03/102

 

Filmkritik und Gesellschaftskritik

Filmkritik und Gesellschaftskritik hängen aufs Engste miteinander zusammen. Der Filmtheoretiker Siegfried Kracauer sagte sogar, der Filmkritiker von Rang sei nur als Gesellschaftskritiker denkbar. Ziel dieses Autonomen Tutoriums ist es, diesen Zusammenhang sichtbar zu machen, indem wir gemeinsam einen kritischen Blick auf Film und Gesellschaft werfen. In der ersten Sitzung erfolgt eine theoretische Einführung ins Thema. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen dabei zwei kurze Texte von Kracauer und ein Aphorismus von Theodor W. Adorno.

Ab der zweiten Sitzung üben wir uns dann selbst in der Kunst der Filmkritik, indem wir in jeder Sitzung gemeinsam einen Film schauen und anschließend besprechen. Im Zuge dessen setzen wir uns mit verschiedenen Themen auseinander, darunter der Rassismus in den Vereinigten Staaten von Amerika, die Situation der Frau in der patriarchalen Gesellschaft und das gegenwärtige Mensch-Natur-Verhältnis.

Herzlich eingeladen sind nicht nur Studierende mit Vorkenntnissen in Film- und Gesellschaftstheorie, sondern auch Studierende, die zwar noch keine Vorkenntnisse haben, aber bereit sind, sich auf die geduldige Betrachtung von Film und Gesellschaft einzulassen.

Film Criticism and Social Criticism

Film criticism and social criticism are closely linked. The film theorist Siegfried Kracauer even said that the film critic of note is conceivable only as a social critic. The aim of this tutorial is to make this connection visible by taking a critical look at film and society. The first session will provide a theoretical introduction to the topic. The discussion will focus on two short texts by Kracauer and an aphorism by Theodor W. Adorno.

From the second session onwards, we will practise the art of film criticism ourselves by watching a film together in each session and then discussing it. In doing so, we will deal with various topics, including racism in the United States of America, the situation of women in patriarchal society and the current relationship between man and nature.

I welcome students with a background in film and social theory as well as students who have no prior knowledge but are willing to commit themselves to a patient observation of film and society.

ACHTUNG: anschließende Sitzungen finden in anderen Räumen statt - Bitte schreibteine Mail an den Tutor, wenn ihr später dazustoßen möchtet.

ATTENTION: subsequent sessions will take place in other rooms - please write an email to the tutor if you would like to join later.

Kontakt: Lászlò (laszloboroffka[at]t-online.de)
Termin: Mittwochs, 18:05
Erste Sitzung: 30.10.
Raum: S1|03/102

 

Practical design of unmanned aerial vehicles: technical, ecological and ethical approach

Have you ever wondered how to design an airplane? Immerse yourself in the exciting world of aeronautics through drones: incredibly versatile vehicles that have become ubiquitous in the current times. In this tutorial, you will first look at the basics of unmanned air vehicles, their areas of use, their working principles, and what the biggest ethical and environmental challenges of these machines are. Then, you will learn in a practical and interactive way how fixed-wing drones are developed according to their mission, including the conceptual design phase, aerodynamic design, onboard electronic systems, and the manufacturing processes involved in their production.

Praktische Gestaltung unbemannter Luftfahrzeuge: Technischer, ökologischer und ethischer Ansatz

Haben Sie sich jemals gefragt, wie man ein Flugzeug konstruiert? Tauchen Sie mit Hilfe von Drohnen in die aufregende Welt der Luftfahrt ein: unglaublich vielseitige Fahrzeuge, die in der heutigen Zeit allgegenwärtig geworden sind. In diesem Tutorium werden Sie zunächst die Grundlagen unbemannter Luftfahrzeuge, ihre Einsatzbereiche und Funktionsprinzipien kennen lernen und erfahren, worin die größten ethischen und ökologischen Herausforderungen dieser Maschinen bestehen. Anschließend lernen Sie auf praktische und interaktive Weise, wie Starrflügler-Drohnen entsprechend ihrer Mission entwickelt werden, einschließlich der Konzeptionsphase, des aerodynamischen Designs, der elektronischen Systeme an Bord und der Herstellungsprozesse, die zu ihrer Produktion gehören.

Kontakt: Raquel & Hugo (uavdesign.tutorium[at]gmail.com)
Termin: Donnerstags, 18:05
Erster Termin: 31.10.
S1|02/144

 

Exploration of Technology Use for Sustainable Development and Addressing Gender Equality

In this tutorial we will discuss how the term of sustainable development was introduced, existing gender inequalities around the world, especially in developing countries, and the reasons for why the gender disaprity still continues to exist even in this age of science. We will introduce some case studies of a few countries where problems like these are still largely dominant. I will incorporate case studies from South Asia and South East Asia since I am most familiar with the situations in this region. The group discussion will continue on how the concept of gender equality is deeply connected and is a part of achieveing sustainable development goals since this is one of the important topics being implemented by United Nations Agenda. We will then start to discuss on how the use of technology and AI could be introduced to address these issues. I would love to incorporate and include ideas from different fields of sciences, especially AI, in order to be able to find new ideas or new uses of existing technology to address the problems effectively. I would also love to include a case study of developed countries where technology has effectively improved and enriched women’s lives and how it could be further used for developing programs or look for an investment to actually develop this plan further on.

It would be amazing to include everyone’s ideas and find a relation to your majors as well. This tutorial will be even more effective and interesting to discuss with international students since we will have more ideas on how to use the technology better to close the gender gap.

Kontakt: Manju (b99manju[at]gmail.com)
Termin: Donnerstags, 16:15
Erster Termin: 31.10.
S1|03/015

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