Klara Saary Sep 11 2015 - 6:34pm
Das Studierendenparlament der TU Darmstadt hat in seiner letzten Sitzung am 1. September 2015 folgende Resolution einstimmig beschlossen:
"Ja!" zu Unisex-Toiletten an der TU Darmstadt
Im Privathaushalt unisex – in der Öffentlichkeit nahezu hypersexualisiert: Der Toilettengang. Dabei kennen wir alle die Unisex-Toilette auch aus dem öffentlichen Kontext, so aus Zügen oder Flugzeugen. Die Unisex-Toilette, die gleichermaßen von Menschen aller Geschlechter genutzt wird, hat mittlerweile nicht nur in gender-politischen Debatten, sondern auch in öffentlichen Gebäuden Einzug gehalten, beispielsweise im neuen Studierendenhaus der Goetheuniversität Frankfurt und im Rathaus Tiergarten in Berlin Mitte.
Und das aus gutem Grund, denn Unisex-Toiletten bieten diverse Vorteile!
Allen voran die Gleichstellung aller Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich einordnen wollen oder können. Scheint die gängige Aufteilung in Damen- und Herren-Toiletten auf den ersten Blick einen Schutzraum zu bieten, wird eben dieser allen Menschen außerhalb des Rasters verwehrt. Unisex-Toiletten bieten Raum für alle Geschlechter und unterstützen Nutzer*innen von Behinderten-Toiletten, die bisher als einzige geschlechtsneutrale Toiletten nutzen.
Neben dem ideellen Gender-Gedanken stehen infrastrukturelle Vorteile. Oft liegt die nächste Toilette Gänge oder Stockwerke entfernt. Vor Ort angekommen ist sie schlechtestenfalls besetzt, mit langer Warteschlange versehen, nicht für das eigene Geschlecht ausgeschrieben, dreckig, kaputt oder abgeschlossen. Unisex-Toiletten beugen dies vor: Warteschlangen verteilen sich vor allen Toiletten gleichmäßig, die nächstgelegene Toilette ist für alle Geschlechter gleichermaßen nutzbar und fällt eine Toilette aus, betrifft dies alle Geschlechter gleichermaßen.
Zudem fördern Unisex-Toiletten Familienfreundlichkeit. Momentan finden sich Wickeltische meist nur in Damen-Toiletten, zu denen Väter keinen Zutritt haben. Und ab welchem Alter darf ein Junge nicht mehr mit seiner Mutter auf die Damen-Toilette? Kurz: Unisex-Toiletten erleichtern die Suche nach einer passenden Toilette und leisten einen Beitrag gegen die bestehende aber überholte bipolare Geschlechterkultur.
Aber unisex ist nicht gleich unisex und Toilette nicht gleich Toilette. Unter verschiedenen Modellen bietet das konsequenteste ausschließlich Unisex-Toiletten an – und zieht die Kritik mit sich, keine Schutzräume zu gewähren. Alternativ dazu stehen sind das zweigeteilte Modell, in dem neben Unisex-Toiletten einige Damen-Toiletten als Schutzräume bestehen bleiben. Im dreigeteilten Modell werden die Unisex-Toiletten zusätzlich zu Damen- und Herren-Toiletten eingeführt.
Wir, das Studierendenparlament der TU Darmstadt, möchten den Gedanken eines dreigeteilten Unisex-Toiletten-Modells an der TU Darmstadt anregen, um Schutzräume für diverse Geschlechts-, Kultur- und Religionsverständnisse zu bieten und Gleichstellung undFamilienfreundlichkeit an der TU Darmstadt zu fördern. Konkret verstehen wir darunter Toilettenräume mit mindestens einer abschließbaren Kabine mit Sitztoilette, Waschbecken und Spiegel. Darüber hinaus je nach Größe weitere Kabinen mit Sitztoiletten bzw. Pissoirs und genügend familienfreundliche sowie barrierefreie Toiletten.
Wir sehen Unisex-Toiletten als politisches Zeichen nach Innen und Außen, mit dem die TU Darmstadt einen weiteren Schritt in Richtung Gleichstellung und Gendersensibilität gehen kann. Daher möchten wir alle Akteure der Universität dazu auffordern, sich wohlwollend mit einem solchen Konzept auseinanderzusetzen!
Studierendenparlament der TU Darmstadt
Darmstadt den 1. September 2015