Tim Lange Jan 29 2021 - 2:51pm
Der offene Brief wurde von der Fachschaftenkonferenz der TU Darmstadt verfasst. Der AStA unterstützt lediglich die Sichtbarkeit des Briefes.
An die Mitglieder des Präsidiums,
die Professor:innen der Technischen Universität Darmstadt
Sehr geehrtes Präsidium, sehr geehrte Professor:innen der Technischen Universität Darmstadt,
seit einem Jahr sind wir jetzt von der Corona-Pandemie betroffen und die Lage ist für alle Statusgruppen nicht leicht. Allerdings haben sich auch im letzten Jahr dadurch völlig neue Möglichkeiten eröffnet, die teilweise gut, aber auch notwendig waren. Wir haben einiges schon geschafft, dennoch ist der Weg noch lange nicht komplett gegangen. Bisher wurde viel auf Sicht getan und immer gehofft, dass es irgendwie wieder zurück in die "Normalität" geht. Deswegen wurde auch keine mittel- oder gar langfristige Planung angestrebt, was uns nun vor erhebliche Probleme stellt. Die Studierenden sehen sich aktuell den anstehenden Klausuren ausgesetzt und wissen nicht, wie hiermit verfahren wird. Die Fachschaften der TU Darmstadt haben sich mit dieser Thematik befasst und sind deswegen zu folgendem Schluss gekommen.
Bei Durchführung von Präsenzprüfungen stehen die Studierenden vor der Wahl entweder Klausuren zu schreiben, um in ihrem Studium und der persönlichen und beruflichen Zukunft voranzuschreiten und nicht weiter in finanzielle Schieflage zu geraten, oder ihre gesundheitliche Verfassung und die von nahen Angehörigen zu sichern und die Prüfung ausfallen zu lassen.
Deswegen sprechen sich die Fachschaften der TU Darmstadt dafür aus, dass alternative Prüfungsformen in den Fokus gerückt werden. Des Weiteren fordern wir, dass Präsenzprüfungen nur auf Antrag der Prüfer:innen mit guter Begründung möglich sein sollen, wie dies an anderen Universitäten schon der Fall ist. Damit soll von der Präsenzklausur als Regelfall abgesehen werden. Gerade in Klausuren, die von vielen Studierenden geschrieben werden, ergibt sich im Prüfungssaal und bei der Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eine hohe Infektionsgefahr. Präsenzklausuren sollten daher nur in begründeten Fällen stattfinden, wenn andere Prüfungsformen nicht möglich sind. Weiterhin soll für in Präsenz stattfindende Prüfungen die Möglichkeit bestehen, die Prüfungsform für einzelne Studierende auf Antrag zu ändern. Dabei sollen sowohl gesundheitliche als auch persönlichen Gründe ausreichen. Denn auch Menschen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, sind gefährdet für schwere Verläufe bis hin zum Tod. Die neue Prüfungsform sollte von den Professor:innen im Rahmen der Möglichkeiten und unter Wahrung der Chancengleichheit festgelegt werden.
Die Studierenden werden zusätzlich durch die verschiedenen Prüfungsformen vor Probleme gestellt, wenn sie am selben Tag eine Prüfung in Präsenz und eine Prüfung online absolvieren müssen. Durch das Online Semester leben aktuell zahlreiche Studierende nicht mehr in Darmstadt und müssen unter Umständen längere Zeit für den Weg zur Prüfung in Kauf nehmen. Wenn Studierende am gleichen Tag nur wenige Stunden früher oder später eine Prüfung online absolvieren muss, kann dies unter Umständen dazu führen, dass aus reinen Zeitgründen eine Prüfung nicht geschrieben werden kann. Dies kann zu ungeplanter Verlängerung des Studiums führen und Studierende in problematische Situationen bringen.
Der derzeitige Stand der Planung für die Durchführung von Klausuren, die in Präsenz stattfinden sollen, ist für die Fachschaftenkonferenz nicht zufriedenstellend. Vor allem der Fakt, dass an der Hochschule Darmstadt, welche ca. zwei Kilometer vom Campus Stadtmitte der TU Darmstadt entfernt ist und mit kleineren Kohorten zu tun hat, Präsenzklausuren als nicht möglich erachtet werden, während dies an der TU Darmstadt kein Problem darstellen soll. [0] Auch sollen Situationen, in welchen ganze Hörsäle in Quarantäne müssen, wie in Ansbach geschehen, verhindert werden. [1] Aus den Erfahrungen der Klausurenphase des letzten Semesters haben wir gelernt, dass es nicht sinnvoll ist, mit dem Best Case Szenario zu planen und anzunehmen, dass bis zu 1.000 Studierende täglich an Klausuren teilnehmen können. Besonders an Tagen, an denen Prüfungen mit einer großen Anzahl an Teilnehmer:innen stattfinden, werden diese Zahlen schnell erreicht. Zudem ist der Kontakt zu verschiedenen Personen bei unterschiedlichen Klausuren überaus schädlich in Bezug auf die Eindämmung der Pandemie. Hinsichtlich der konsequenten Umsetzung der Online-Lehre der TU Darmstadt zum Schutz der Studierenden sowie der Empfehlungen zu Home-Office der Bundesregierung, erscheint es grundsätzlich fahrlässig, zur Klausurenphase eine gegebenenfalls mehrfache Anfahrt an den Campus und den Aufenthalt von zahlreichen Studierenden im Innenbereich zu erwarten.
Aus oben genannten Gründen sind wir durchaus dafür die Prüfungen stattfinden zu lassen, wobei vor allem auf alternative Prüfungsformen zurückgegriffen werden sollte, um die Präsenz beziehungsweise das Aufeinandertreffen von vielen Personen zu vermeiden. Es ist uns in diesem Zusammenhang besonders wichtig, dass der Informationsfluss an die Studierendenschaft rechtzeitig, regelmäßig und eindeutig gehalten wird. Als zweckdienlich erachten wir hierfür die Kommunikation durch eindeutige System-Nachrichten über TUCaN, die zeitnah mitteilen, wenn eine aussagekräftige Änderung zu den Durchführungen der Präsenzklausuren erfolgt.
Wir stehen für Rückfragen und Gespräche gerne zur Verfügung.
Die Fachschaftenkonferenz der Technischen Universität Darmstadt
[0] https://h-da.de/hochschule/corona/faq-studium-und-lehre und https://www.echo-online.de/politik/hessen/prufungen-in-der-corona-pandemie-kunftig-digital_23000212
[1] https://www.br.de/nachrichten/bayern/pruefung-mit-corona-infiziertem-studenten-kritisieren-hochschule,SNEF7Mj