Tobias Kratz Jul 14 2022 - 12:33pm
Der Klimawandel und vor allem dessen Folgen sind weltweit spürbar. An manchen Orten stärker als an anderen. Doch wie können diese Folgen aussehen? Was sind Ereignisse, die den Klimawandel vielleicht noch befeuern? Hierzu hat der AStA eine Plakatreihe erstellt, um über Folgen und Ursachen weltweit aufzuklären und Diskussionen zu starten. Rückmeldung, Fragen, Anmerkungen gerne an ! Plakate können zu den Öffnungszeiten kostenlos im Büro abgeholt werden. Neben den Texten auf den Plakaten finden sich hier auch weiterführende Artikel, Videos oder Texte zu den einzelnen Themen. Die Plakate können hier auch runtergeladen werden.
English Version below!Mosambik
Im Nordwesten Mosambiks sind die womöglich größten Steinkohlevorkommen der Welt. Es werden etwa 23 Mrd. Tonnen Steinkohle unter der Provinz Tete vermutet. „Lange galt Tete, im Zentrum Mosambiks, als vergessene Provinz. Doch seitdem dort riesige Kohlevorkommen entdeckt wurden, boomt die Region - und lockt viele an, die an das schnelle Geld glauben”, schrieb die DW 2013. Seitdem wird die Abbaufläche immer weiter ausgeweitet, 2017 waren 34% der Provinz, genehmigte Abbauflächen und es gab Verfahren dies auf weit über 60% zu erweitern. In der etwas über Hunderttausend Quadratmeter großen Provinz wohnten 2017 über 2,7 Millionen Menschen. Daneben wird Mosambik immer wieder von Zyklonen und Überschwemmungen getroffen. Im Januar 2022 zerstörte der Sturm Ana tausende Häuser, Schulen und Krankenhäuser, im Januar 2021 war es Eloise, im März 2019 Idai. Etwa 125.000 Menschen sind von Stürmen und Überschwemmungen in den letzten Jahren in Mosambik getroffen worden. Nach dem Global Climate Risk Index 2021 war Mosambik das am stärksten betroffene Land von den Folgen des Klimawandels 2019.
Weiterführend: https://www.dw.com/de/mehr-kohle-f%C3%BCr-alle-in-mosambik/a-16424267 https://books.openedition.org/cei/129?lang=en https://www.ifrc.org/emergency/mozambique-2021-2022-floods-and-cyclones https://reliefweb.int/report/world/global-climate-risk-index-2021
Myanmar:
Als Myanmar 2008 von Zyklon Nargis getroffen wurde, waren die Folgen katastrophal. Die UN schätzt, dass über 2.4 Millionen direkt von der Naturkatastrophe betroffen waren, wovon über 138.000 Menschen starben. Bis heute leidet das Land unter den Folgen des Zyklons, Dutzende leiden bis heute unter Armut. Im Land gab es immer wieder Proteste, wie 2007 wegen hohen Treibstoffpreisen, oder 2021 wegen des Militärputsches. Suu Kyi, die das Land bis 2021 als Premierministerin leitete, wurde vom Militär gestürzt. Es folgten blutige Proteste. Hunderte Studierende wurden an einem Tag allein erschossen, tausende verhaftet. „Leichen in ihren Blutlachen bedeckten die Straße. Die ›Weiße Brücke‹ war auf einmal rot”, berichtet ein Augenzeuge. Bis heute gibt es Widerstand im Land, viele junge Menschen, aber auch Arbeiter:innen, demonstrieren gegen das Militärregime. Nach dem Global Climate Risk Index 2021 war Myanmar im Zeitraum 2000-2019 das am stärksten von Extremwettern betroffene Land und das zweitstärkste betroffene Land von den Folgen des Klimawandels 2019.
Weiterführend: https://www.sueddeutsche.de/politik/myanmar-putsch-widerstand-1.5603384 https://reliefweb.int/report/myanmar/myanmar-cyclone-nargis-2008-facts-and-figures
Golf von Mexiko:
Im Golf von Mexiko, einer Meeresbucht vor Amerika und Kuba, liegen große Ölreserven. Die Gegend ist immer wieder in den Schlagzeilen aufgrund von Ölkatastrophen. Im Juni 1979 wurde die Bohrplattform Sedco 135F als Folge eines Überdrucks zerstört, bis März 1980 trat Öl aus. Im April 2010 explodierte die Plattform „Deepwater Horizon“, die die bisher größte Ölpest weltweit auslöste und angrenzende Naturschutzgebiete verschmutzte. Seit Juni 2010 gilt Fischverbot im Golf von Mexiko und bis heute sind die Folgen dieser Naturkatastrophe spürbar. Zuletzt machte die Region 2021 Schlagzeile, als direkt neben einer Ölplattform eine Gasleitung explodierte. Stundenlang brannte der Ozean. Einige Nutzer:innen auf Twitter beschrieben die bisher ungesehene Katastrophe mit dem Worten „Feuerauge“ oder „dem Tor zur Hölle“. Protest gegen Ölbohrungen gibt es schon lange, zum Beispiel 1995 die Besetzung der „Brent Spar“, einem schwimmendem Öltank in der Nordsee, von Greenpeace Aktivist:innen. Die Ereignisse lösten einen langen Boykott gegenüber Shell Tankstellen aus.
Weiterführend: https://www.spiegel.de/panorama/golf-von-mexiko-das-feuerauge-im-video-a-16e608c1-7f1c-4232-bec7-aa305be98989 https://www.britannica.com/event/Deepwater-Horizon-oil-spill
Australien
Wenn man sich heute die Bilder der „Australian Bushfires“ 2019/2020 anschaut, kann man nicht glauben, dass das real ist. Der Himmel ist orange, 60-70 Meter hohe Flammen und kein Ende in Sicht. Ein Video, in dem Feuerwehrleute durch die Flammen fahren, wirkt besonders surreal. Insgesamt reichten die Brände von September 2019 bis März 2020, als der letzte Brand gelöscht wurde. In den 7 Monaten wurden fast 6000 Gebäude zerstört und Schätzungen zufolge starben 1 Milliarde Tiere in den Flammen. Auch die Meere vor Australien heizen sich auf. Gerade für die empfindlichen Korallenriffe ist das ein Problem, wie das Great Barrier Reef. Durch die häufigeren Hitzewellen bleichen immer mehr Korallen länger aus und können sich nicht mehr erholen. Zwischen 2009 und 2019 sind bereits 14 Prozent der Korallen weltweit gestorben und Schätzungen zufolge hat eine Erderwärmung um durchschnittlich 1,5 Grad zur Folge, dass 70 bis 90 Prozent aller Korallenriffe sterben werden. Eine höhere Erwärmung hat weitaus gravierende Folgen.
Weiterführend: https://www.wwf.org.au/what-we-do/bushfires https://www.youtube.com/watch?v=Iaxc2RuRnCQ https://www.usgs.gov/news/geoscience-australias-oliver-discusses-use-landsat-during-countrys-historic-fires?qt-news_science_products=1#qt-news_science_products https://theconversation.com/its-12-months-since-the-last-bushfire-season-began-but-dont-expect-the-same-this-year-139757 https://www.npr.org/2022/03/26/1088886918/australia-great-barrier-reef-coral-bleaching-climate
Deutschland
Einige werden sich vielleicht noch an den Sommer 2018 erinnern. Nach Bilanz des Deutschen Wetterdienstes war es das damals wärmste, vierttrockenste und sonnigste Jahr seit dem Beginn der Aufzeichnungen. In Deutschland wurden Temperaturen bis zu 39,5 Grad gemessen, was zu drastische Folgen führte: Ernteausfälle, Dürren und Tote. Insgesamt starben 2018 fast 1300 Menschen an den Folgen der Hitzewelle in Deutschland, das sind im Schnitt 1,5 pro 100.000 Einwohner:innen. Im Global Climate Risk Index, der 2020 während der COP25 in Madrid vorgestellt wurde, belegte Deutschland deshalb Platz 3. Trotz dieser Ereignisse entschied sich Deutschland dazu, erst 2038 komplett aus der Kohle auszusteigen. Im Tagebau Hambach, der größten Braunkohlegrube Europas, wird bis voraussichtlich 2030 abgebaut. Für den Abbau wurden diverse Ortschaften umgesiedelt und der Hambacher Forst fast komplett gerodet. Die Rodung des verbleibenden Walds wurde nach langem Protest letztendlich durch einen Beschluss im Januar 2020 gestoppt. Andere Tagebaue wie Garzweiler sollen jedoch noch bis 2038 betrieben werden.
Weiterführend: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/39-5-grad-dienstag-war-der-bislang-heisseste-tag-des-jahres/22867196.html https://www.iberdrola.com/sustainability/top-countries-most-affected-by-climate-change https://www.rwe.com/der-konzern/laender-und-standorte/tagebau-hambach https://www.sueddeutsche.de/politik/tagebau-garzweiler-keyenberg-hambacher-forst-1.4759547
--- English Version ---
Climate change and, above all, its consequences are being felt around the world. In some places more strongly than in others. But how might these consequences look like? What are events that may be fueling climate change? For this purpose, the AStA has created a poster series to educate about consequences and causes worldwide and to start discussions. Feedback, questions, comments are welcome to sent to ! Posters can be picked up free of charge at the office during opening hours. In addition to the texts of the posters, you can also find further articles, videos or texts on the individual topics here.
Mozambique
Northwestern Mozambique is home to what are possibly the world's largest hard coal deposits. Some 23 billion tons of hard coal are thought to lie beneath Tete Province. "For a long time, Tete, in central Mozambique, was considered a forgotten province. But since huge coal deposits were discovered there, the region is booming - and attracting many who believe in quick money," DW wrote in 2013. Since then, the mining area has continued to expand; in 2017, 34% of the province, was approved mining area and there were procedures to expand this to well over 60%. In 2017, over 2.7 million people lived in the province, which covers just over one hundred thousand square meters. In addition, Mozambique is repeatedly hit by cyclones and floods. In January 2022, storm Ana destroyed thousands of homes, schools and hospitals; in January 2021, it was Eloise; in March 2019, Idai. About 125,000 people have been affected by storms and floods in Mozambique in recent years. According to the Global Climate Risk Index 2021, Mozambique was the country most affected by climate change impacts in 2019.
More: https://www.dw.com/de/mehr-kohle-f%C3%BCr-alle-in-mosambik/a-16424267 https://books.openedition.org/cei/129?lang=en https://www.ifrc.org/emergency/mozambique-2021-2022-floods-and-cyclones https://reliefweb.int/report/world/global-climate-risk-index-2021
Myanmar:
When Cyclone Nargis hit Myanmar in 2008, the consequences were catastrophic. The UN estimates that over 2.4 million were directly affected by the natural disaster, with over 138,000 people dying. To this day, the country suffers from the consequences of the cyclone, with dozens still suffering from poverty. There have been repeated protests in the country, such as in 2007 over high fuel prices, or in 2021 over the military coup. Suu Kyi, who led the country as prime minister until 2021, was overthrown by the military. Bloody protests followed. Hundreds of students were shot in one day alone, thousands arrested. "Bodies in their pools of blood covered the street. The 'White Bridge' was suddenly red," an eyewitness reported. To this day, there is resistance in the country, with many young people, as well as workers, demonstrating against the military regime. According to the Global Climate Risk Index 2021, Myanmar was the country most affected by extreme weather during the period 2000-2019 and the second most affected by climate change impacts in 2019.
More: https://www.sueddeutsche.de/politik/myanmar-putsch-widerstand-1.5603384 https://reliefweb.int/report/myanmar/myanmar-cyclone-nargis-2008-facts-and-figures
Gulf of Mexico:
The Gulf of Mexico, an ocean bay off America and Cuba, is home to large oil reserves. The area is repeatedly in the headlines due to oil disasters. In June 1979, the Sedco 135F drilling platform was destroyed as a result of overpressure, and to March 1980 oil was leaking. In April 2010, the Deepwater Horizon platform exploded, causing the largest oil spill in the world to date and polluting adjacent nature reserves. Since June 2010, fishing has been banned in the Gulf of Mexico and the consequences of this natural disaster are still being felt today. The region last made headlines in 2021 when a gas pipeline exploded right next to an oil platform. The ocean burned for hours. Some users on Twitter described the previously unseen disaster with the words "eye of fire" or "the gateway to hell." Protests against oil drilling have long existed, for example the 1995 occupation of the "Brent Spar," a floating oil tank in the North Sea, by Greenpeace activists. The events triggered a long boycott against Shell gas stations.
More: https://www.spiegel.de/panorama/golf-von-mexiko-das-feuerauge-im-video-a-16e608c1-7f1c-4232-bec7-aa305be98989 https://www.britannica.com/event/Deepwater-Horizon-oil-spill
Australia
Looking at the 2019/2020 "Australian Bushfires" images today, you can't believe it's real. The sky is orange, flames 60-70 meters high and no end in sight. A video of firefighters driving through the flames looks especially surreal. In total, the fires ranged from September 2019 to March 2020, when the last fire was extinguished. In those 7 months, nearly 6,000 buildings were destroyed and estimates are that 1 billion animals died in the flames. The seas off Australia are also heating up. This is especially a problem for fragile coral reefs, such as the Great Barrier Reef. More frequent heat waves are causing more and more corals to bleach out for longer periods of time and are unable to recover. Between 2009 and 2019, 14 percent of the world's corals have already died, and estimates suggest that global warming averaging 1.5 degrees will result in 70 to 90 percent of all coral reefs dying. Higher warming has far more serious consequences.
More: https://www.wwf.org.au/what-we-do/bushfires https://www.youtube.com/watch?v=Iaxc2RuRnCQ https://www.usgs.gov/news/geoscience-australias-oliver-discusses-use-landsat-during-countrys-historic-fires?qt-news_science_products=1#qt-news_science_products https://theconversation.com/its-12-months-since-the-last-bushfire-season-began-but-dont-expect-the-same-this-year-139757 https://www.npr.org/2022/03/26/1088886918/australia-great-barrier-reef-coral-bleaching-climate
Germany
Some may still remember the summer of 2018. According to the balance sheet of the German Weather Service, it was the warmest, fourth-driest and sunniest year since records began. Temperatures of up to 39.5 degrees were measured in Germany, leading to drastic consequences: crop failures, droughts and deaths. In total, nearly 1,300 people died in Germany in 2018 as a result of the heat wave, or an average of 1.5 per 100,000 inhabitants. As a result, Germany ranked third in the Global Climate Risk Index presented during COP25 in Madrid in 2020. Despite these events, Germany decided not to completely phase out coal until 2038. The Hambach open pit mine, the largest lignite mine in Europe, is expected to be mined until 2030. Various villages have been relocated for the mining operation and Hambach Forest has been almost completely cleared. After long protests, the clearing of the remaining forest was finally stopped by a resolution in January 2020. However, other opencast mines such as Garzweiler are to be operated until 2038.
More: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/39-5-grad-dienstag-war-der-bislang-heisseste-tag-des-jahres/22867196.html https://www.iberdrola.com/sustainability/top-countries-most-affected-by-climate-change https://www.rwe.com/der-konzern/laender-und-standorte/tagebau-hambach https://www.sueddeutsche.de/politik/tagebau-garzweiler-keyenberg-hambacher-forst-1.4759547