Christoph Miemietz 24. März 2014 - 23:07
Folge Tutorien finden in diesem Semester statt (klicken oder scrollen für mehr Infos). Die Tutorien beginnen in der Woche ab dem 28. April und finden wöchentlich statt. Ein späterer Einstieg ist möglich. Häufig gestellte Fragen zu den Autonomen Tutorien findest Du hier. Allgemeine Infos zu den Tutorien findest Du hier.
Rausch, Entgrenzung, Eskapismus: Die Sehnsucht nach der Ohnmacht
„Die Dekomposition des Subjekts
vollzieht sich durch dessen sich
Überlassen ans immer andere
Immergleiche.“ (Adorno)
Im Zeitalter der scheinbar 'grenzenlosen Möglichkeiten' können freilich auch die Studierenden ihre Lebensgestaltung den eigenen Bedürfnissen und Wünschen nach einrichten. Und das sogar weitaus privilegierter als das Gros der Bevölkerung. Teil dieser neu gewonnenen Freiheiten ist ein beachtliches Maß an 'Freizeit', und auch die will individuell gestaltet sein. Ob nun minutiös die Profile und Statusmeldungen der Facebook-Kontakte verfolgt, ganze Staffeln verschiedener Fernsehserien in nur wenigen Tagen in sich aufgesaugt oder schlicht stundenlang dem Fernsehprogramm gefolgt wird, während andere sich in Computerspielen verlieren, täglich das Fitnessstudio besuchen oder sich in eine unverbindliche Paarbeziehung zurückziehen. Nicht zu vergessen die traditionell anerkannten 'Hobbys', wie der Fußballclub, Tanz, Mannschaftssport, Mode, Musik – oder schlicht die gemeinsame Erholung mit Freunden, das Erzählen von Abenteuern und Schwelgen in Erinnerungen. Aus einer bestimmten Sichtweise heraus lassen sich all diese Beschäftigungen als Praktiken der Flucht oder des Rauschs begreifen. Das kann gleichwohl ein Bilderrausch, das repetitive Joggen auf dem Laufband oder das Aufgehen im Massen-Event sein. Der Rausch löst die Grenzen der Subjektivität zeitweise auf, er erlaubt es, sich als anders, neu oder „besser“ zu erfahren. Handelt es sich hierbei um einen Drogenrausch, wird selbstverständlich auf die Gefahr der Sucht hingewiesen, durch die sich das Individuum dauerhaft aufzulösen beginnt. In ihr wird der Lebensinhalt zum anhaltenden Rausch selbst, die Grenze die zuvor noch kurzweilig überschritten wurde verschwimmt und verschwindet allmählich ganz.
Die dauerhafte Entgrenzung ist jedoch nicht nur für die Drogensucht charakteristisch, sondern ebenso für einen zeitgenössisch dominierenden Sozialcharakter, den der Psychoanalytiker Rainer Funk als das „entgrenzte Ich“ bezeichnet. Vermittelt durch Facebook, Whatsapp usf. versucht es ständig in Ver-bindung zu sein, an Anderem teilzuhaben, dabei allerdings nicht ge-bunden zu sein, denn Bindungen führen es in offensichtliche Abhängigkeiten und stoßen an Grenzen. Die Anschlussfähigkeit an das soziale Umfeld, die Akzeptanz der Identität, gibt die Sicherheit der eigenen Freiheit. Das Wir-Gefühl führt zum Ich-Gefühl. Dabei wird auf produzierte Gefühls- und Erlebniswelten der Industrie zurückgegriffen: Der SUV mit Allradantrieb wird zum Ausdruck von Abenteuerlust und Spontanität. Die postulierte Selbstbestimmtheit verkümmert zur Wahlfreiheit, das Selbst wird zur „seriellen Einzigartigkeit“ (Luhmann). Wo Grenzziehungen nicht mehr existieren, scheinen auch Urteilskraft und Kritik überflüssig geworden zu sein. Zum Austragen von Konflikten - weder intra- noch interpsychisch – ist das grenzenlose Ich nicht fähig, es oszilliert zwischen rastloser Schöpfung und restloser Erschöpfung.
Im Tutorium möchten wir uns dem Themenkomplex anhand von philosophischen und soziologischen Texten theoretisch nähern und eine Deutung der Sehnsucht nach der Ohnmacht versuchen.
Donnerstags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 8. Mai (Achtung: findet später als regulär statt)
Kontakt: Yannis ( liebezurmacht[at]online.de )
Ort: S1/03/110
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Entfremdung und Verdinglichung
Entfremdung und Verdinglichung sind zwei zentrale Konzepte der Marxschen Gesellschaftskritik, die von Marx selbst in uneinheitlicher Weise entwickelt, verändert oder verworfen wurden. Die hiermit verbundene Kritik zielt ab auf den eigentümlicher Charakter kapitalistischer Verhältnisse, welche, indem sie "hinter dem Rücken" (Marx) der sie hervorbringenden Individuen wirken, letztere in einen doppelten Zustand der Unmündigkeit versetzen – sowohl realiter als auch auf Bewusstseinsebene.
Ebenso uneinheitlich wie umstritten ist die Rezeption dieser Konzepte (und ihres Verhältnisses zueinander) in den Schriften späterer Autor_innen. Populär, keinesfalls aber aktuell, sind etwa die Versuche, einen frühen, humanistischen und einen späten, strukturgesetztlichen Marx gegeneinander auszuspielen. Resultat ist eine Trennung, die entweder durch die ontologische Überinterpretation des Entfremdungsbegriffs den historisch-spezifischen Charakter bürgerlicher Vergesellschaftung ad acta legt, oder durch die Dogmatisierung des Verdinglichungsbegriffs das subjektive Leiden mit dem Verweis auf die objektiven Strukturgesetze des Kapitalverhältnisses kassiert und die Subjekte ein zweites Mal verobjektivert.
Ausgehend von dieser Problematik wollen wir versuchen, die Begriffe der Entfremdung und Verdinglichung in ihren verschiedenen Lesarten zu diskutieren und jeweils auf ihren gesellschafts- und ideologiekritischen Gehalt hin zu befragen. Zurückgehend auf den Entfremdungsbegriff bei Hegel, soll versucht werden, das Verhältnis von Entfremdung und Verdinglichung in den verschiedenen Etappen bei Marx näher zu bestimmen. Darüber hinaus sollen verschiedene Kontroversen und Streitpunkte im Vordergrund stehen, die in anschließenden Debatten aufgeworfen und ausgetragen wurden. Insbesondere sollen Georg Lukacs, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Guy Debord, Louis Althusser sowie gegenwärtige Debattenbeiträge zu Wort kommen und diskutiert werden.
Hinweis: Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Termin: Das erste Treffen findet am Freitag, den 02. Mai, um 16:15 statt. Hier soll auch ein regelmäßiger Termin für die weiteren Sitzungen gemeinsam gefunden werden. Interessierte Menschen, die an diesem Termin nicht können, können uns einfach per Email kontaktieren.
Montags von 12:35 - 14:15 Uhr (Terminänderung!)
Beginn: 2. Mai
Kontakt: Helge & Olli ( petersen.helge[at]web.de )
Ort: S1/03/312 (Raumänderung!)
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Die Zukunft dauert ewig? – Althusser und die Wiederentdeckung der Ideologie
Kaum ein Denker des letzten Jahrhunderts war so einflussreich und zugleich so unterrepräsentiert wie Louis Althusser. Von dem Lehrer einer ganzen Generation kritischer TheoretikerInnen findet sich heute kaum mehr als ein paar verkürzte Konzepte, an denen sich der Post-Strukturalismus abarbeitet, um sich so jeder Strukturdeterminierung zu entledigen. Ob Theorien radikaler Demokratie, die Cultural Studies oder kritische Diskursanalysen: Sie alle verbindet die Annahme, Emanzipation sei nur in der Zurückweisung von Letztbegründungen möglich. Alles wird historisiert, kontingent und somit veränderbar, außer die Struktur selbst, in der diese Veränderungen möglich erscheinen. Am Ende des linguistic turn zeichnet sich diese Strukturblindheit allmählich ab und lässt die Frage offen, ob dieser „nicht doch nur die ideologische Gestalt des ‚postmodernen‘ globalen Kapitalismus ist“ (Zizek). Nicht zufällig liest sich Marx’ Charakterisierung des Kapitalismus wie ein Grundsatzprogramm der Dekonstruktion: „Alle festen eingerosteten Verhältnisse […] werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht“ (Engels/Marx).
Erstaunlicherweise bietet genau Althusser eine Deutung für diese Entwicklung, die eindeutig System hat. Denn hinter all den Veränderungen stehe eine überhistorische Konstante, die uns diese Wahrnehmung erst erlaube: Die kapitalistischen Verhältnisse, die unablässig Ideologie reproduzieren um sich selbst versteckt zu verfestigen. Vor dem Hintergrund dieser Diagnose lassen sich drängende Fragen unserer Zeit im Dialog mit Althusser und seinen Schülern (u.a. Derrida, Foucault, Rancière) erläutern: Was ist Struktur? Was bedeutet Determinierung und Überdeterminierung? Was ist Marx’ vergessene wissenschaftliche Revolution? Welche Form hat Ideologie in einer post-ideologischen Welt und wie ist eine Kritik dieser möglich? Althusser soll damit für eine (ideologiekritische) Perspektive fruchtbar gemacht werden, die es ermöglicht, auf heutzutage dringliche Fragen des Kapitalismus und der Emanzipation einzugehen.
Montags 18 – 19:30 Uhr (Ausweichtermin möglich)
Beginn: 28. April
Kontakt: Alex ( alex[at]concorde-club.com )
Ort: S1/03/11
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Psychoanalyse & Psychodynamik
Es wirkt manchmal wie eine vergessene Lehre, die Psychoanalyse, die ihre Bedeutung eingebüßt zu haben scheint. Vielleicht weil sie an deutschen Universitäten nur noch selten gelehrt wird, vielleicht weil sie sich zunächst etwas mulmig anfühlen kann oder weil die Theorien oftmals nicht mit empirischen Mitteln geprüft werden können. Aktuelle Strömungen weisen gleichzeitig in andere Richtungen, wie die Gründung der Internationalen Psychoanalytischen Universität in Berlin und zeitgenössische Forschungsergebnisse aus der Neuropsychologie und der Bindungsforschung. Die Auseinandersetzung mit dem Erleben und die Entwicklung eines Verständnisses für die dynamische Funktionsweise des Unbewussten ermöglichen einen „Blick“ auf sich und andere, auf Kultur und Gesellschaft, der kritisch und mitfühlend gleichermaßen sein kann. Dieser „Blick“ begann mit Sigmund Freud und wurde seitdem durch viele weitere – auch aktuelle – Psychoanalytiker weiterentwickelt. Psychoanalyse ist Teil der Gegenwart und eine Betrachtungsart für die Entwicklung eines Gegenwartsverständnisses.
Im Rahmen des Tutoriums werden psychoanalytische Konzepte und Begriffe vorgestellt und können zum eigenen Erleben von sich, anderen und der Kultur in Beziehung gesetzt werden. Im Anschluss an die einführende Sitzung, die sich zunächst um die Unterscheidung von Psychodynamik und Psychoanalyse bemüht, wird in jeder Sitzung ein psychoanalytisches Kernkonzepte vorgestellt und in der Gruppe reflektiert: das Unbewusste, Abwehrvorgänge, Symbolisierung, Grundkonflikte, Persönlichkeitsstruktur und Strukturniveau sowie Übertragung und Gegenübertragung. Zum Abschluss des Tutoriums werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Therapieformen des Versorgungssystems – Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie und Psychoanalyse – besprochen.
Neben der Vermittlung theoretischer Kenntnisse und deren Bezug zum individuellen Erleben wird eine Form der Gesprächsführung, das Mentalisieren, thematisiert. Es lässt sich grob unter dem Motto „Empathie für sich und andere“ (Allen, Fonagy und Bateman) zusammenfassen. Hindernisse und Voraussetzungen werden kennengelernt und das Mentalisieren im Rahmen des Tutoriums als Haltung erprobt.
Dienstags 14:25–16 Uhr
Beginn: 29. April
Kontakt: Sebastian ( sebastian-ohlmes[at]web.de )
Ort:
29.04.2014 - 20.05.2014: Seminarraum 111 im Gebäude S103
27.05.2014 - 17.06.2014: Seminarraum 24 im Gebäude S105
24.06.2014 - 15.07.2014: Seminarraum 111 im Gebäude S103
22.07.2014 - Semesterende: Seminarraum 11 im Gebäude S103
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Lyrik im Spanischen Bürgerkrieg
"Was schlagt ihr vor? Die Gerechte Stadt zu erbauen?
Ich will es. Ich stimme zu. Selbstmord-Entschluß? Den
romantischen Tod? Ich stimme zu, denn
ich bin eure Wahl, eure Entscheidung: ja, ich bin Spanien."Wystan Hugh Auden, Spanien 1937
Für viele Intellektuelle war der Spanische Bürgerkrieg das Symbol des internationalen Widerstands gegen den Faschismus. Für die Faschisten wiederum ein Feldzug zur Rettung des Abendlandes vor dem Bolschewismus - ein Kreuzzug gegen die ungläubigen Kommunisten.
Dieser Symbolcharakter war aufseiten der Anarchisten und Kommunisten gepaart mit utopischen Zukunftsvorstellungen. Der Spanische Bürgerkrieg war somit nicht nur der gemeinsame Kampf gegen einen Feind, sondern auch die Möglichkeit eine neue Ordnung zu entwerfen.Die Vermischung aus Revolution und Bürgerkrieg wurde zur Projektionsfläche von Utopien von Freiheit und Gleichheit.
Zugleich war der Spanische Bürgerkrieg spätestens ab "Guernica" bei vielen Intellektuellen aber auch die Abkehr vom Glauben an den Fortschritt und der Moderne.
Diesem Geflecht aus Hoffnung und Verzweiflung, Utopie und Terror, Projektion und Impression versucht sich das Tutorium durch eine Verhältnisbestimmung von Poesie und Politik und die Analyse lyrischer Texte zu nähern. In dem Tutorium werden wissenschaftliche Texte mit der Thematik Posie und Politik, sowie Lyrik mit faschistischen, kommunistischen und anarchistischen Hintergrund.
Literaturauszug:
Perez-Ramos, Barbara: Poesie und Politik. Aspekte faschistischer Rhetorik im Spanischen Bürgerkrieg. in: Schmigalle (Hrsg.): Der Spanische Bürgerkrieg, 147-179.
Adorno, Th. W.: Rede über Lyrik und Gesellschaft, in: ders. Gesammelte Schriften, Noten zur Literatur, Bd. 11, Darmstadt 1998, S. 48-68.
Enzensberger, Hans Magnus: Einzelheiten II, Hamburg 2007. (Hieraus die Aufsätze: Die Aporien der Avantgarde 249-279, Die Furien des Cesár Vallejo 280-290, Der Fall Pablo Neruda 291-311, Politik und Poesie 312-335.)
Weinert, Erich: Camaradas. Ein Spanienbuch, Berlin 1952.
Vallejo, César: Spanien, nimm diesen Kelch von mir, Aachen 1998.
Mittwochs 18 – 19:30 Uhr (Terminänderung!)
Beginn: 2. Mai
Kontakt: Andreas ( LyrikiSB[at]gmail.com )
Ort: bitte beim Tutor erfragen
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Pollesch - Politik und Theater
"Das traditionelle Polittheater ist in schlechter Verfassung", konstatiert Tobias Becker, der das politische Theaters als "politisch Theater machen" reformuliert. Wie ein solches Theater aussehen kann, zeigt nicht zuletzt der Autor/Regisseur René Pollesch, "Regisseur Prekär" (Peter Wagner) und legitimster Brecht-Nachfolger, den es im Theater seit Jahren gibt (Peter Michalzik). Seine Stücke heißen "Solidarität ist Selbstmord", "Liebe ist kälter als das Kapital", "Wir sind schon gut genug" oder "Sozialistische Schauspieler sind schwerer von der Idee eines Regisseurs zu überzeugen" und haben die Ökonomisierung aller Lebensbereiche, Selbst-Flexibilisierung, Realismuskonzeptionen und Subjektpositionen, Arbeits-, Geschlechter- und Ausbeutungsverhältnisse zum Thema. Eine theoretische Analyse nachvollziehen und anhand der eigenen Probleme Konflikte bearbeiten: So liest sich das Programm der Marke "Pollesch-Theater", das, indem es unter anderem die eigenen Produktionsverhältnisse verhandelt, die Selbstreflexion des Theaters zur Grundlage für die Reflexion gesellschaftlicher Themen macht (Jan Deck).
Am Beispiel Pollesch wollen wir im Tutorium der Frage nachgehen, ob und inwiefern Theater eine Artikulationsform des Politischen ist. Theater ist Teil der Gesellschaft und unsere Gesellschaft theatral konstituiert - aber was heißt das für die gesellschaftliche Funktion von Theater? Ist Theater per se politisch? Was ist eine Ästhetik der Kritik? Inwieweit hat Politik im Theater mit Blickverhältnissen zu tun?
Als Grundlage soll im Ausgang von Bertolt Brecht und Erwin Piscator ein erstes Verständnis von politischem Theater entwickelt werden, das durch einen knappen Abriss über politisches Theater in Deutschland bis heute Erweiterung finden soll. So vorbereitet wollen wir uns an Auszüge von "Liebe ist kälter als das Kapital", aber vor allem auch an Polleschs jüngste Produktion am Schauspiel Frankfurt, "Je t´Adorno", wagen. Ein gemeinsamer Besuch des Stückes, das zur Zeit in Frankfurt gespielt wird, böte sich an. Ein weiteres Hauptaugenmerk soll schließlich auf der Auswertung der verschiedenen Stimmen und Positionen zu Polleschs Theaterarbeit liegen. Vielleicht schließt sich am Ende der Kreis, wenn wir versuchen, Pollesch und Brecht mit Blick auf ihr politisches Potenzial - wider der Einfühlung - in ein Verhältnis zu setzen.
Dienstags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 29. April
Kontakt: Anja ( politikundtheater[at]gmail.com )
Ort: S1/03/110
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Liebe in der Spätmoderne: Analyse und Kritik
Liebe und Sexualiät gelten gemeinhin als private und ganz besondere Bereiche des Lebens. Die Liebesbeziehung verspricht individuelles Glück und die Anerkennung der eigenen Person. Die romantische Liebe überwindet alle gesellschaftlichen Grenzen: Schichten, Klassen und mittlerweile selbst Geschlechterverhältnisse. Liebe ist eine „zärtliche Kraft“ (Alexander Kluge), die in der Spätmoderne vollkommen befreit zu sein scheint. Sexualität und Liebe, das sind Synonyme für Authentizität, Selbstverwirklichung und Glück.
Aber sind Liebe und Sexualität tatsächlich so befreit wie sie scheinen? Auf jeden Fall lehrt uns die Soziologie, dass Liebe und Sexualität keinesfalls private Bereiche sind. Intimbeziehungen sind immer in gesellschaftliche Verhältnisse eingebunden (Illouz, Foucault). Soziale Machtverhältnisse kehren in intimen Beziehungen wieder. Zum Beispiel beherrscht das Leistungsprinzip heute alle Lebensbereiche, auch Liebe und Sexualität: Sexyness ist Kapital auf dem Markt der Beziehungen (Byung-Chul Han).
Aber gibt es bei aller Kritik nicht vielleicht doch ein Moment in der Liebesbeziehung, das einen eigenen Wert besitzt? Aufgrund ihrer Eigentümlichkeit widerstrebt die Intimbeziehung andauernd der ökonomischen Aufrechnung. Findet sich hier ein Modell für das, was Theodor W. Adorno als „gewaltfreies Miteinander des Verschiedenen“ bezeichnet hat?
Ist, um die Frage des Tutoriums auf den Punkt zu bringen, die Liebe ein weiteres Feld neoliberaler Ökonomisierung oder ein Modell der Kritik genau dieser Ökonomisierung? Diese beiden Perspektiven sollen im Tutorium mit Texten von Eva Illouz, Byung-Chul Han, Michel Foucault, Alexander Kluge und Michel Houellebecq diskutiert werden.
Teilnehmen können Studierende aller Fächer, es wird kein Vorwissen in Soziologie oder Philosophie vorausgesetzt. Der Veranstaltungstermin des Tutoriums kann auf Wunsch der Teilnehmenden verlegt werden.
Freitags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 2. Mai
Kontakt: Christiane ( schmitt_christiane[at]gmx.de )
Ort: S1/03/10
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Zur Kritik hegemonialer Männlichkeit
Wird die eigene kapitalistische Existenz prekär oder gar obsolet und damit auch die eigene Subjektform als Geld verdienendes Wesen, so klammert man sich um so mehr an diese und schwört sich auf die eigene Identität ein. Diese Identität ist dabei nichts natürliches, sondern muss gesellschaftlich hergestellt und immer wieder erneuert werden. Die Identität die darauf beruht sich als bürgerliches Konkurrenzsubjekt zu verhalten und entsprechend funktionieren zu können.
Wie sich zeigen lässt ist das bürgerliche Konkurrenzsubjekt vor allem ein männliches. Männlichkeit ist dabei nicht als etwas unabänderlich Biologisches zu sehen, sondern als etwas gesellschaftlich Konstruiertes. Nicht in dem Sinne, dass es ein rein diskursives Produkt auf der sprachlichen Ebene ist; sondern es hat wesentlich mit den Zwängen und Anforderungen kapitalistischer Produktionsweise zu tun, die nicht umsonst als „Gehäuse der Hörigkeit“ (Max Weber) bezeichnet wird. Da jene Männlichkeit, die auf das bürgerliche Konkurrenzsubjekt zielt, nicht Männlichkeit schlechthin ist, redet man auch gerne von „hegemonialer Männlichkeit“ (R. Connell). Bei dieser Männlichkeit, die sich durch Krise und sich ändernden Sozialstrukturen zunehmend bedroht fühlt, ist es nicht verwunderlich, wenn diese allergisch reagiert gegen alles und alle, die diese (vermeintlich) in Frage stellen, wie es z.B. in der Homophobie deutlich wird.
In diesem Tutorium sollen Facetten hegemonialer Männlichkeit und ihrer Genese nachgegangen werden. Das betrifft insbesondere, dass Männer als kapital-produktive und staats-loyale Subjekte zu funktionieren haben und dazu entsprechend zugerichtet werden müssen, z.B. in dem sie Emotionales von sich abspalten und an die Frauen delegieren. Des Weiteren soll der Zusammenhang zwischen hegemonialer Männlichkeit, Militarismus und Homophobie beleuchtet werden. In Hinblick auf aktuelle Tagespolitik wird auf die „Männerechtsbewegung“ ein Blick geworfen. Bei ihr wird die bedrohte Männlichkeit, die sich regressiv wehrt, die sich als Opfer von Gender-Mainstreaming und „Homolobby“ sieht, besonders deutlich. Eine Kritik hegemonialer Männlichkeit mündet letztendlich in eine Kritik des Geschlechterverhältnisses überhaupt; eine kritische Männlichkeitsforschung ist ohne feministische Theorie nicht zu haben.
Montags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 28. April
Kontakt: Peter ( vwlxyz[at]arcor.de )
Ort: S1/03/126
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Heiße Männer, kalte Frauen: Das Ein-Geschlecht-Modell nach Thomas Laqueur
Dass es sich bei dem sogenannten ‚kleinen Unterschied‘ zwischen Mann und Frau nicht bloß um eine Redensart, sondern eine Tatsache handelt, wird oftmals gern durch einen Verweis auf die Verschiedenheit belegt, mit der sich die Körper dem Blick präsentieren. Doch was heißt es eigentlich, einen Körper in seiner Geschlechtlichkeit zu ‚sehen‘? Im Anschluss an Thomas Laqueurs Arbeit Auf den Leib geschrieben (1990) – die im Tutorium gelesen und diskutiert werden soll – müsste man hierauf antworten, dass es sich bei diesem vermeintlich bloß passiven Akt in Wahrheit um eine Tätigkeit handelt, die sowohl für das angeschaute Objekt wie auch für den/die Betrachter_in nicht ohne Konsequenzen bleibt. Ähnlich wie in Judith Butlers zeitgleich erschienenem Das Unbehagen der Geschlechter vertritt auch er die These, dass der Sexus in Wahrheit bloß das soziale Geschlecht sei. Wo Butler zu dieser Aussage jedoch auf mehr oder weniger theoretischem Wege gelangt, zieht Laqueur die Geschichte des Körpers in den medizinischen Diskursen von der Antike bis zur Moderne heran.
Wenngleich man, so Laqueur, nämlich auch von der Antike bis hin zur frühen Neuzeit stets zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen unterschieden habe, sei diese Unterscheidung jedoch lediglich für das soziale, nicht aber im eigentlichen Sinne für das körperliche Geschlecht gültig gewesen. Bei letzterem sei man hingegen nur von einem einzigen ausgegangen: dem männlichen. Wo man heutzutage also strikt zwischen männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen differenziere, habe man zuvor lediglich graduelle Abstufungen männlicher (Un-)Vollkommenheit wahrgenommen. Mehr noch: Da es im Bereich des Körpers faktisch nur ein Geschlecht gegeben habe, musste es auch nicht für unwahrscheinlich gelten, dass es durch das Eintreffen bestimmter Ereignisse seine Gestalt wechseln konnte.
Die Gattungs-Verschiedenheit der Geschlechter, von der eingangs die Rede war, erweist sich somit als etwas, das weder eine (postulierte) Sichtbarkeit noch eine grundlegende Evidenzerfahrung beanspruchen kann – im Gegenteil. Wer also Lust hat, sich auf ein kleines Verwirrspiel im Bereich des ‚Offensichtlichen‘ einzulassen, sei an dieser Stelle herzlich ins Tutorium eingeladen.
Da der Primärtext weitgehend vergriffen ist, wird zu Beginn des Semesters eine Kopiervorlage zur Verfügung gestellt. Wer vorher schon einmal reinlesen möchte, kann sich aber auch gern bei mir per Email melden.
Donnerstags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 8. Mai (Achtung: findet später als regulär statt)
Kontakt: Jan ( Jan-FredericBarth[at]gmx.de )
Ort: S1/02/330
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Prostitution – ein epochenübergreifendes Phänomen
"Wie in der Grammatik zwei Verneinungen eine Bejahung ausmachen, so gelten in der Heiratsmoral zwei Prostitutionen für eine Tugend." - Charles Fourier, zitiert in Friedrich Engels: "Vom Ursprung der Familie, des Staates und des Privateigentums"
Obwohl Prostitution in Deutschland seit Jahren legal ist, werden in den Medien und in der Wissenschaft immer noch hitzige Debatten um dieses Phänomen geführt. Die Befürworter der Prostitution sehen die käufliche Liebe als eine ganz normale Dienstleistung. Für die Gegner handelt es sich bei dem Geschäft mit der Liebe um Ausbeutung und die Reproduktion der Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen. In meinem Tutorium werden wir die Motivation und Argumente beider Lager analysieren.
Die Prostitution an sich gibt es nicht. Das was man unter dem Geschäft mit der Liebe versteht variiert mit dem geschichtlichen und kulturellen Kontext. Die Tempeldienerinnen aus Babylon sind z.B nur bedingt mit den heutigen Liebesdienerinnen aus den Laufhäusern zu vergleichen.
Um den Tutoriumteilnehmern/innen ein Bild von den heutigen Bedingungen und Verbreitung der Prostitution zu vermitteln werden wir gemeinsam den Umfang und wirtschaftliche Bedeutung der Prostitution in Deutschland aufzeigen, die verschiedenen Formen des Geschäftes mit der Liebe erläutern und die subjektiven Sichtweisen der Akteure, die im prostitutiven Feld aktiv sind, präsentieren. Neben den Prostituierten, werden auch die Freier und Bordellbetreiber zu Wort kommen. Natürlich werden wir uns auch dem theoretischen Teil des Themas widmen und uns mit der käuflichen Liebe auseinandersetzen, sowie die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes. Hier stellt sich die Frage, inwieweit das Gesetzt der Situation der Prostituierten zu gute gekommen ist.
Als weiteres werden wir zusammen die Frage nach der Funktion der Prostitution stellen. Interessante Antworten zu dieser Frage hat der klassische Soziologe Helmut Schelsky geliefert. Dabei erscheinen mir die raumsoziologische Theorien von Martina Löw die Verhäuslichung der Prostitution als Ausgrenzung und Aushandeln der Machtverhältnisse diagnostiziert, als wegweisend. Ich heiße in meinem Tutorium Interessierte aus allen Fachbereichen herzlich willkommen!
Donnerstags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 8. Mai (Achtung: findet später als regulär statt)
Kontakt: Tuba ( arslangilay.tuba[at]live.de )
Ort: S1/02/331
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Erotik, Rausch, das Heilige: Subversion oder Regression
Die paradoxe Erfahrung, die Verschmelzung mit etwas zu suchen, dass die singuläre Existenz in Frage stellt, ihr aber einen Sinn jenseits des bloß Vernünftigen, Einsehbaren gibt, das gleichermaßen lockt, bedroht, wie vitalisiert, kennen die, die sich im Leben schon einmal der Liebe, dem Rausch, der Ekstase oder etwas, was sie als heilig begriffen, hingegeben haben. All dieses, was eine Lösung, ja sogar eine Erlösung, von der Last der Individuation, vom Alltag bietet, ist nicht ungefährlich. Der unmittelbare Zugang zum „Leben“, der im Extrem sogar auf die Vermittlung durch Worte verzichten mag, kann einer Regression gleichkommen. Es kann drohen Diejenigen zu verglühen, die wie Ikarus zu nah an die Sonne flogen. Das Motiv einer die Individuation gefährdenden, aber unendliches Genießen versprechenden Verführung, findet sich schon bei den Griechen. Odysseus ließ sich an den Mast seines Schiffes binden um die verführerischen Gesänge der Sirenen genießen zu können. Die Vernunft des Odysseus, die des Abendlandes, der Philosophie, des Christentums, der Wissenschaften und unserer sozialen Sicherungssysteme, haben die mystischen Figuren, wie auch die mit einem hübschen Gesicht gesegnete Medusa, zum verschwinden gebracht. Der Heiratsvertrag, die Partneragentur, sichern unsere Liebesverhältnisse ab. Die Hochglanzfotos, der Profileintrag bei Facebook suggerieren eine vermeintliche Einsicht in das Wesen der Dinge. Die Gefahren (unserer) Natur scheinen gebannt, und in eine ansprechende Form gebracht. Nun könnten wir genießen... Die Überschreitung von ursprünglich das Leben sichernden Festlegungen, Grenzziehungen, kann auch subversiv wirken. Ereignisse werden angestoßen die das Selbstverständliche in Frage stellen. Romeo und Julia brachen mit der Tradition ihrer Elternhäuser, die französische Revolution mit der Gesellschaftshierarchie der Monarchie, die 68, mit der ihrigen. Die Bewusstseins stiftende Erfahrung, der teils bewusstlosen Grenzüberschreitung, der Taumel des Lebens, wirft Fragen auf. Wie wollen wir uns selbst begreifen, in welchen Strukturen leben und welche Gefahren auf uns nehmen, um dieses Leben zu spüren?In „Fight-Club“ (1999) von David Fincher sind sehr eindrucksvoll die negativ-destruktiven Tendenzen eines ungezügelten, gewaltsamen Eros abgesteckt. Kurz gesagt handelt der Film von gewalthaften Grenzüberschreitungen verzweifelter Büroangestellten, die ihre zynische, verwaltende Existenz vor dem Computer nicht ertragen können, und, um ihrer monologischen Existenz zu entfliehen, in einer rührend solidarischen Weise sich gemeinschaftlich in Form eines skurril-erotischen Männerbündnisses die Köpfe einschlagen (deswegen „Fight Club“). Hierauf hat Slavoj Zizek in einem Aufsatz „Die erlösende Gewalt“ aufmerksam gemacht, indem er das „Sich-selbst-Schlagen“ und „Prügeln-mit-Anderen“ sowohl als einen Versuch, die vernunftwidrigen Einschränkungen der „kapitalistischen Subjektivität“ zu durchbrechen, als auch als einen solidarischen Versuch der Kontaktaufnahme mit den „wirklich“ leidenden Menschen auf der Welt deutet.
Wir wollen dem dialektischen Verhältnis zwischen dem Apollinischen (der Vernunft) und dem Dionysischen (dem Rausch), mit Hilfe von Bataille, Nietzsche, Voßkühler, Zizek, nachspüren, auch dem Echo, den diese Problematik in der Gegenwartskultur hinterlässt. Unabhängig vom Studiengang ist jeder willkommen. Literatur wird bereitgestellt!
Donnerstags 16:15 – 18 Uhr
Beginn: 8. Mai (Achtung: findet später als regulär statt)
Kontakt: Anh & Kevin ( va_oder_viet_anh[at]yahoo.de & KevinFranz[at]gmx.net )
Ort: S1/03/11
Ausnahmen:
08.05.2014 - Seminarraum 111 im Gebäude S1/03
22.05.2014 - Seminarraum 111 im Gebäude S1/03
05.06.2014 - Seminarraum 111 im Gebäude S1/03
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Zwischen Determination und Freiheit: Theorien zur Subjekt-Bildung
In den gegenwärtigen wissenschaftlich-pädagogischen Auseinandersetzungen verlieren zentrale Begriffe „Kritischer Bildungstheorie“, wie Mündigkeit oder Autonomie zunehmend an Bedeutung. Auf den ersten Blick scheinen sie auf einen veralteten Subjektbegriff zu rekurrieren, der gegenwärtige Problemlagen nicht adäquat erfassen kann. Stattdessen haben pädagogische Theorien Konjunktur, die die Schwerpunkte auf Formen der Subjektivierung oder der Identitätsbildung innerhalb diskursiver Ordnungen legen. Trotz den theoriebedingten methodischen und inhaltlichen Differenzen bilden sie doch im Hinblick auf das Subjekt auch Gemeinsamkeiten. Der dialektische Widerspruch bürgerlicher Mündigkeit zwischen Selbstbestimmung und Funktionalität, der Zusammenhang von Selbst- und Fremdführung oder die permanente Wiederholung von Unterwerfung und Hervorbringung zeugen von einem Subjekt zwischen Determination und Freiheit. Anhand von Autor_innen „Kritischer Bildungstheorie“ (Koneffke, Euler, Messerschmidt), der gouvernementalitäts-theoretischen Perspektive Michel Foucaults und dem poststrukturalistischen Ansatz Judith Butlers werden wir unterschiedliche Subjektkonzeptionen untersuchen und der Frage nach dem Ort von Kritik und Überschreitung nachgehen. Ziel ist den spezifischen Blick der einzelnen theoretischen Positionen auf die Subjektkonstitutionen zu erkennen, aber auch Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, um eine gegenseitige Bereicherung zu ermöglichen.
Montags 16:15 – 18:00 Uhr
Beginn: 28. April
Kontakt: Marco ( marco_vollrath[at]t-online.de )
Ort:
vom 28.04.2014 - 14.07.2014 - Seminarraum 111 im Gebäude S1/03
vom 21.07.2014 - 29.09.2014 - Seminarraum 11 im Gebäude S1/03
P.S. Wer Interesse an der Teilnahme des Tutoriums hat, aber terminlich verhindert ist, kann uns gerne kontaktieren, da es eventuell zu Terminverschiebungen kommen kann.
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Frauen in der Architektur
Rund 16.000 Frauen und 14.000 Männer studieren derzeit in Deutschland Architektur. Doch im Beruf sind Frauen unterrepräsentiert. Woran liegt das? Die Thematisierung von Geschlechterfragen in der Architektur soll den TeilnehmerInnen vor Augen führen, wie die kulturelle Konstruktion von Geschlecht das Berufsbild der Architektin bzw. des Architekten, den Diskurs und die Theorie der Architektur sowie die Planung und Realisierung von Bauten und Städten beeinflusst. Die Ziele und Hintergründe der Frauen- und Geschlechterforschung unter besonderer Berücksichtigung der Analyse von Raum, Architektur und Urbanistik werden berücksichtigt. In dem Tutorium möchte ich ein interdisziplinäres Forschen in der Soziologie und Architektur anstreben. Weiterhin soll disktutiert werden was es für subtile Mechanismen gibt, die dazu führen dass weniger Frauen in dem Berufsbild erfolgreich sind und ob die klassische Männerdomäne der Architektur noch aktuell ist, oder ob dieses Denken in der Zeit der Emanzipation veraltelt ist.
Im Tutorium werden auch Architektinnen eingeladen, welche sich an der Gruppendiskussion beteiligen und aus ihren Erfahrungen als Architektinnen berichten. Weiterhin kann man nach Interesse der TeilnehmerInnen folgende Punkte thematisieren:
- Vermittlung der unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen und Männern im Architekturberuf im zeitgenössischen Kontext, insbesondere der geschlechtsspezifischen Rollen, die sich im Architekturberuf im Laufe der Geschichte (schwerpunktmäßig im 20. Jahrhundert) entwickelt haben.
- Entwicklung eines Verständnisses für den Einfluss der kulturellen Konstruktion von Geschlecht auf die Produktion der Theorie und des Diskurses in der Architektur im aktuellen Kontext.
- Vermittlung des Einflusses der kulturellen Konstruktion von Geschlecht auf die Planung, den Bau und die Wahrnehmung von Häusern und Städten. Erläuterung, wie Architektur und Städtebau als Abbild der Geschlechterverhältnisse gesehen werden können.
- Gibt es eine weibliche Architektur?
Ich bin offen für weitere Themenvorschläge und hoffe auf eine intensive Auseinandersetzung und Diskussion.
Mittwochs 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 30. April
Kontakt: Jamshid & Kiumars ( kiumars[at]kazerani.de )
Ort: S1/03/11
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑
Die Angst vor dem Fremden: Rassismustheorien und deren Interpretation am Beispiel von Science Fiction Literatur
Die beiden Hauptthemenfelder Rassismustheorie und Science Fiction Literatur machen auf den ersten Blick den Anschein, dass sie wenig bis gar nichts miteinander gemein habe, doch dies täuscht! Das Fremde ist ein existenzieller Bestandteil der Science Fiction Literatur. In fast allen Werken der klassischen Science Literatur geht es um das Erscheinen, den Umgang oder die Angst vor dem Fremden und genau diese Merkmale findet man auch in der Rassismustheorie oder in rassistisch motivierten, politischen Reden aus der Geschichte wieder. Das Ziel des Tutoriums soll es sein die Verbindungen zwischen der Literatur, der Theorie und historischen Ereignissen herzustellen und zu schauen, welche Handlungsweisen und Ansätze sich in allen Bereichen wieder finden lassen. Die Angst vor dem Fremden in der Science-Fiction Literatur ähnelt oftmals dem Umgang mit dem Fremden in der realen Welt, beispielsweise mit Minderheiten in der Gesellschaft. Allerdings verbindet man diese Angst selten mit der Angst, die auch in der Gesellschaft vorherrscht, weil das Fremde sich in der Literatur als Technik, Aliens oder auch oftmals gar nicht darstellt und einfach das Fremde bleibt. Exemplarisch werden wir auch schauen, wie das Fremde in anderen Medien aus dem Bereich Science Fiction dargestellt wird. Das Hauptaugenmerk bei der Science Fiction Literatur wird auf den Autoren Arthur C. Clarke, Isaac Asimov und Philip K. Dick liegen. Sowohl erfahrene Sci-Fi Fans als auch interessierte Neueinsteiger sind herzlich willkommen!
Dienstags 18 – 19:30 Uhr
Beginn: 29. April
Kontakt: Sven ( svenmandl[at]capripost.de )
Ort: S1/03/11
↑ Zurück zum Inhaltsverzeichnis ↑