Melvilles kleine Erzählung über eine radikale Verweigerung wurde in den letzten Jahrzehnten zur wichtigen Inspirationsquelle kritischer Theoretiker*innen. Im Rahmen dieses Workshops von Studierenden für Studierende soll der Frage nachgegangen werden, was es heißt, mit Bartleby über Herrschaft und Widerstand nachzudenken.

Dass der Schriftsteller Herman Melville schlicht „den Verstand verloren“ habe, stehe sehr zu befürchten, war noch zu Beginn der 1850er Jahre das Urteil einer amerikanischen Literaturzeitschrift. Etwa zu jener Zeit erschien die Erzählung Bartleby the Scrivener, die, wie Melvilles gesamtes Werk, erst im 20. Jahrhundert große Beachtung erfuhr. Spätestens seit den 1990er Jahren gilt sie als einer der meistzitierten fiktionalen Texte in neueren kritischen Gesellschaftstheorien und als Referenzpunkt verschiedener sozialer Bewegungen. Melville berichtet darin von einem rätselhaften Anwaltsgehilfen, der ohne weitere Erklärung beginnt, seine Arbeit mit der schlichten Formel „I would prefer not to“ niederzulegen und dadurch die eingespielten Strukturen seiner Umgebung zu sabotieren. Bartleby wird heute einerseits als Manifest des Widerstands gegen neue Machtverhältnisse gelesen, während andere in der Irrationalität und Bewegungslosigkeit der Hauptfigur die Gefahr einer individualistischen Anti-Politik sehen.

Eine Beschäftigung mit dem Text kann demnach Einblick in zentrale Motive aktueller theoretischer Debatten um Herrschaft und Widerstand geben. Der Workshop ist als Lesekreis konzipiert, in dem wir uns neben Melvilles Klassiker insbesondere Texte von Gilles Deleuze, Giorgio Agamben, Michael Hardt/Antonio Negri und Slavoj Žižek gemeinsam erschließen und diskutieren wollen. Es eignet sich besonders für Studierende, die sich für Gesellschaftstheorie, politische Philosophie, Literatur und Literaturtheorie interessieren.

Unverbindliches Vortreffen am Montag, 29.2. um 16 Uhr im offenen Raum des AStA

Termine des Workshops:

• Sa, 12.3. und So, 13.3. | 16:00 - 20:00 Uhr im Raum S1|03/110
• Mi, 23.3. und Do, 24.3. | 16:00 - 20:00 Uhr im Raum S1|03/126

Um Anmeldung im Voraus wird gebeten, besonders, wenn ihr nicht zum Vortreffen kommen könnt.

Kontakt: Max (tut_bartleby@gmx.de)

Dieser Workshop findet im Rahmen des Projekts Autonome Tutorien statt